Die aktuelle Sonderausstellung im Alpinen Museum
Seit dem 14. März ist in München die Ausstellung „Alpen unter Druck. Erschließungsprojekte in den Alpen“ zu sehen. Rund 150 aktuelle – vor allem touristische und energiewirtschaftliche – Erschließungsprojekte im Alpenraum werden eindrucksvoll dokumentiert. Es ist die vielleicht wichtigste Ausstellung der letzten Jahre auf der Praterinsel.
Notfall Alpen? – Ein Dilemma
Intensivtourismus und Energiewirtschaft einerseits, der Wunsch nach Erholung in einer ruhigen, intakten und naturbelassenen Umgebung andererseits. Dies ist das größte Spannungsfeld des Alpenbogens. Es wird stetig präsenter: Die Alpen sind eine der bedeutendsten Ferienregionen der Welt. Für die Energiegewinnung wiederum sind sie aufgrund ihrer Topographie hervorragend geeignet – sie werden bereits als „Grüne Batterie Europas“ bezeichnet. Wir wollen die Alpen nutzen. Und wir wollen sie genießen.
Befürworter alpiner Ausbaumaßnahmen argumentieren regelmäßig, dass sich negative Auswirkungen der Projekte in Grenzen hielten. Verweisen darauf, dass es auch weiterhin genügend Frei- und Wildraum für die Natur gäbe. In dem Ausstellungsraum auf der Praterinsel beschleicht mich indes das Gefühl: Nicht mehr weit, und die Alpen sind ein europäischer Notfall.
Perspektivwechsel
Beigetragen zur Ausstellung hat das Who-is-who der Naturschutzorganisationen – von den Alpenvereinen, dem Büro der Alpenkonvention und der Cipra – bis hin zu regionalen Schutzvereinen und Bürgerinitiativen.
Neben ihnen kommen auch Unterstützer von Ausbaumaßnahmen wie Tourismusvertreter und Betreiber von Seilbahnen zu Wort. Gerade das trägt zum äußerst gelungenen Tonfall der Ausstellung bei. Denn klar ist: Auf die komplexen Fragestellungen in den Alpen gibt es keine einfachen Antworten.
Blick über den Gipfelgrat
In Oberbayern steht derzeit das Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Ausstellung eröffnet den Besuchern nun die Möglichkeit, einen guten Überblick zu Projekten im übrigen bayerischen Alpenraum und auch zu denen anderer Alpenanrainer zu erlangen. Dazu sollte man Zeit mitbringen.
Nicht zuletzt gibt es neben den vielen Schautafeln auch ausführliches Filmmaterial vom Bayerischen Rundfunk zu sehen. Zu jedem Projekt ist außerdem ein Hängeregister angefertigt, in dem Presseberichte nachzulesen sind. Wer eine Pause braucht: Im Foyer gibt’s Kaffee und Kuchen. Oder man kommt einfach ein zweites und drittes Mal wieder.
(Touristische) Alternativen – Mehr als ein Notausgang
Übrigens: In einem kleinen Nebenraum der Ausstellung kann man es sich in einem der Sitzsäcke bequem machen um drei Fernsehbeiträge zu schauen. Und um damit touristische Alternativen kennenzulernen. Wer sich das gesamte Filmmaterial ansehen möchte, ist gut eine Stunde damit beschäftigt. Außerdem gibt es einen Radiobeitrag, Texttafeln und einige Bücher zum Durchblättern.
Das schönste an dem Raum: Er macht Mut. Denn auf diesen wenigen Quadratmetern sind Alternativen aufgezeigt, die schon heute funktionieren. Mehr noch: Die wohl auch langfristig eine Zukunft haben. Es sind erste Anfänge. Als Besucher der Alpen liegt es an jedem einzelnen von uns, wie sich diese und weitere Alternativen entwickeln werden. Bereits heute. Durch unsere bewusste Entscheidung gegen die eine und für die andere Form des Tourismus.
Besuchs-Tipps:
Die Sonderausstellung „Alpen unter Druck“ ist bis zum 15. Februar 2015 im Alpinen Museum auf der Praterinsel zu sehen. Sie wird begleitet von Diskussionsrunden, Lesungen und Führungen. Nächster Termin im Begleitprogramm ist die Podiumsdiskussion „Die Rolle der Alpen – Zentrum Europas oder Hinterland der Metropolen?“ am Mittwoch, 26. März 2014.
Öffnungszeiten Alpines Museum: Dienstag – Freitag, jeweils 13 bis 18 Uhr. Samstag und Sonntag, jeweils 11 bis 18 Uhr.
Ergänzung (Juli 2014): Alle Texte, Bildergalerien sowie einige Medienbeiträge sind auch als e-Paper verfügbar.