Bergsofa Vermischtes

Buchtipp: Münchner Bergtouren

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Felstouren im II. Grad

Bergtouren im II. Grad. – Die Stieftöchter der Wander- und Kletterführer-Literatur sind sie, wenn man so will. Von beiden eher beiläufig bis gar nicht beachtet. Für die eine Sparte zu schwer, für die andere zu leicht.

Bis vor kurzem gab es kaum Bücher dazu. Wenn, dann waren sie ewig alt. Seit ein paar Jahren ändert sich das, werden diese Bergtouren von „der nächsten Generation“ wieder bewusst gesucht. Einer der ersten neuen Führer, die am Markt waren (oder ganz und gar DER erste), stammt aus dem Bergverlag Rother: „Münchner Bergtouren“ von Thomas Otto.

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Ich war auf das Buch aufmerksam geworden, als ich mich gemeinsam mit Freunden auf die Überschreitung der Ehrwalder Sonnenspitze vorbereitete.

Wo genau Bergtouren im II. Grad beginnen? – Das ist natürlich wieder einer dieser fließenden Übergänge. Die leichteste Tour im Führer führt auf die Regalmwand im Wilden Kaiser. Obwohl – so schränkt der Autor selbst sofort ein –: „Für Leute, die sich für IIer-Bergtouren interessieren, eigentlich zu harmlos.“ Letztlich ist die Definition aber doch wieder ganz handfest: Mindestens an einer, wenn auch kurzen, Stelle gibt’s einen IIer – hier ist die Drei-Punkt-Haltung erforderlich. Das Gros der Tourenverläufe spielt sich zügig im alpinen Gelände ab, bietet ordentlichen Felskontakt und birgt mehr Gefahren als gewöhnliche Bergtouren, da es häufig recht ausgesetzt zugeht. Gleichzeitig wird oft – nicht immer – seilfrei  gegangen.

Im Führer finden sich also 46 solcher etwas spezielleren Touren. Grob verortet zwischen Salzburg und Oberstdorf und erwartungsgemäß geballt: Im Tennengebirge und den Berchtesgadener Alpen, im Wilden & Zahmen Kaiser sowie im Allgäu.

Zur hervorragenden Aufmachung des Bandes aus der Reihe ‚Rother Selection’ gehören knapp 180 Fotos, verlässliche Höhenprofile und detaillierte Wegbeschreibungen.

Besonders wichtig: Ausführliche Informationen zu den Schwierigkeitsbewertungen. Neben der Wander- und Bergroutenskala vom Schweizer Alpen-Club (SAC) gehört im Einleitungsteil dazu auch noch einmal die Erläuterung der ersten drei Klettergrade nach der Skala der Internationalen Alpinismusvereinigung UIAA. – Der Anspruch jeder Tour wird also immer in der Kombination beider Skalen beschrieben, zum Beispiel: „anspruchsvoll/T5 + II (Stelle), I“ für die besagte leichteste Tour auf die Regalmwand.

Besonderer „Clou“ bei der Hilfe zur Tourenauswahl ist die vordere Umschlagseite: Sie lässt sich ausklappen und hat nochmals alle Touren aufgelistet. – Und zwar in der Reihenfolge des Gesamtanspruchs. Das habe ich so übersichtlich – selbst bei anderen Rother Selection-Bücher – in dieser Form noch nicht gesehen. Allerspätestens mit dieser Übersicht ist dann klar, dass der der Gimpel-Westgrat (am Ende der Liste zu finden und mit „äußerst schwierig/T6 + IV/A1, Stellen III, meist II) eher ganz erfahrenen IIer-Bergsteigern vorbehalten ist.

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Sehr hilfreich: Die Touren sind nochmals entsprechend des Schwierigkeitsgrads geordnet.

Klar ist, das Buch bedient eine Nische. Für die breite Masse weniger interessant. Für alle, die gerne abseits ausgebauter Wege unterwegs sind, ist das Buch ein Juwel. Wer’s dann in den Händen hält, der sollte noch drei Tipps beachten: Als Neuling allmählich herantasten und mehr als bei anderen Touren auf die Partnerwahl schauen. Am besten hat man zumindest ein bisschen was mit Kletterei am Hut, sonst kann’s durchaus schnell haarig oder zumindest unbequem werden.

Das Buch: „Münchner Bergtouren. 46 Felstouren im II. Grad“ von Thomas Otto. 208 Seiten. Die 2. Auflage (dann gemeinsam mit Stephan Baur) erscheint im September 2014 im Bergverlag Rother. Für 24.90 Euro (D) erhältlich. ISBN 978–3-7633–3050-8.

Den Führer „Münchner Bergtouren“ hat mir der Bergverlag Rother als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.    

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