Packliste für die Alpenüberquerung von München nach Venedig
Waaaaas? – Mit DEM Rucksack bist du nach Venedig?“, fragte mich eine Freundin nach der Rückkehr von meiner vierwöchigen Wanderung ungläubig. Ja, mit einem 27-Liter-Rucksack. Und der Rucksack hätte noch Luft gehabt. Dabei habe ich weder etwas vermisst. Noch war etwas überflüssig. Okay, über den Umfang der Technik kann man sich streiten …
Insgesamt war ich tutto completo mit maximal 11 kg auf dem Rücken unterwegs (5,5 kg Bekleidung & Co, 2l/kg Wasser, 500g Verpflegung, 2 kg Technik (daran ließe sich – z. Bsp. als Nicht-Blogger – großzügig sparen!), 1 kg wog der Rucksack selbst).
Hier nun meine Packtipps für dich, wenn du zu einer Alpenüberquerung aufbrechen willst:
So viel wie nötig, so wenig wie möglich! – Während einer Alpenüberquerung läufst du auch die eine oder andere lange Etappe. Da sollte der Rucksack sitzen. Und nicht zu schwer sein. Als Faustregel gilt: Lass es maximal 8 – 10 kg auf dem Rücken werden. Vielleicht fällt es dir beim ersten Packen etwas schwer, so weit zu minimieren. Schon allein, wenn du gleich in der Packliste liest, mit wie wenig Unterwäsche man über mehrere Wochen auskommen soll und kann. Aber keine Angst, das geht, ohne dass du dich unwohl fühlen musst. Dass du jeden Tag ein neues Shirt anhast, erwartet auf einer Hütte eh niemand von dir.
Für die Kleidungsstücke, die nah am Körper sind und die man regelmäßig wechselt, finde ich die 3er-Regel sehr empfehlenswert. Also Socken, Unterwäsche, Funktionsshirt – von allem drei Mal eingepackt kannst du damit … wahrscheinlich bis ans Ende der Welt gehen. Einen Satz trägst du am Körper, einen hast du als Ersatz im Rucksack, einen nutzt du für den Abend auf der Hütte.
Persönlich hat sich für mich dieses Prinzip bewährt, so dass ein kompletter Satz Kleidung (Socken/Unterwäsche/Shirt/Woll-Hose) für die eigentliche Zeit auf der Hütte „reserviert“ ist. Im Rucksack transportiere ich sie von den eigentlichen „Wandersachen“ getrennt; in einem separaten Packbeutel.
Die Bekleidung für eine Alpenüberquerung solltest du idealerweise im Zwiebelprinzip anziehen können. Je variabler, desto besser. Je nach Wetter kannst du dann beliebig viele Schichten an- oder ausziehen.
Auch ich bin begeistert von Merino-Kleidung. – Die Gerüche sind allein durch’s Lüften der Kleidung auch nach mehreren Tagen noch einigermaßen gut im Zaum zu halten. Vorausgesetzt, man versäumt das Duschen nicht. Weiterer Vorteil: Hohe Wärmeleistung bei geringem Gewicht und Volumen.
Stichwort „Schlechtwetter“: Auch, wenn’s beim Packen im Hochsommer daheim immer wieder schlecht vorstellbar ist – im Gebirge kann’s unangenehm kalt werden. Deshalb unbedingt auch Mütze und Handschuhe einpacken!
Am besten legst du dir daheim schon im Vorfeld alles zurecht, was du mitnehmen willst. Und packst einmal Probe. Inkl. des maximalen Wasser- und Proviant-Vorrats. So siehst du, ob alles gut passt und sitzt.
Zum Reinpacken
- Rucksack – weniger ist mehr: Im Normalfall 30 bis 40 Liter; vielleicht klappt’s auch mit einem kleineren (z. Bsp. Millet)
- Packbeutel (z. Bsp. Exped – zum besseren Sortieren der Sachen)
Bekleidung
- 3 Paar Wandersocken (z. Bsp. von Falke)
- 3 x Unterwäsche (inkl. Sport-BH und Tank-Top mit Spaghetti-Trägern)
- 3 Merino-Shirts – Tank-Top bzw. Kurzarm (z. Bsp. Reda oder Ortovox, 150g-Qualität)
- 1 Merino-Langarm-Shirt (z. Bsp. Icebreaker, 200g-Qualität)
- 1 Merino-Hoody (z. Bsp. Icebreaker, 260g-Qualität – als Isolationsschicht)
- 1 lange Wanderhose
- 1 kurze Wanderhose
- 1 3/4-Leggins (z. Bsp. Icebreaker, 200er-Qualität – für die Hütte/zum Schlafen)
- 1 Regenjacke/Hard Shell (z. Bsp. Arcteryx)
- 1 Regenhose/Hard Shell (z.Bsp. die PacLite Pants von Berghaus)
- 1 dünne Merino-Mütze und (oder) Schlauchtuch (z. Bsp. Icebreaker und Buff)
- 1 Paar dünne Merino-Handschuhe
- 1 Paar Sandalen (für die Hütte – im Idealfall auch für’s Duschen und den einen oder anderen Kilometer wandern geeignet)
- 1 Paar Bergschuhe oder Bergstiefel (griffige Sohle, allerdings – in Hinblick auf die Flachlandstrecken – nicht zu steif)
Hygiene
- leichter Kulturbeutel (z. Bsp. Sea to summit)
- Mikrofaser-Handtuch (z. Bsp. MSR)
- Sonnencreme
- Lippenbalsam
- persönliche Hygieneartikel (Zahncreme / Zahnbürste / Deo / Gesichtscreme / Duschgel / After-Sun-Lotion / Kamm / Taschentücher / etc. – nach Mgl. in kleinen Abpackungen)
- Kontaktlinsen & Kontaktlinsenflüssigkeit (sowie Brille)
- Handwaschmittel (z. Bsp. Rei in der Tube)
Sonstiges
- Regenhülle für den Rucksack (ggf. bereits im Bodenfach integriert)
- Leichtponcho (kein Ersatz für die Regenjacke!, aber angenehm luftig bei Regen in warmen Temperaturen; hält einige wenige Einsätze)
- Trinksystem (oder auch Wasserflasche) – je nach persönlichem Bedarf bis zu 3l
- Hüttenschlafsack (z. Bsp. Cocoon)
- Wanderstöcke
Kleinkram & Co
- Sonnenbrille
- (kleine) Stirnlampe (z. Bsp. Black Diamond – u.a. für’s Lager)
- Taschenmesser (z. Bsp. Leatherman)
- Stift und Notizheft
- 1.-Hilfe-Set inkl. Blasenpflaster und Rettungsdecke/Not-Biwaksack
- Wanderführer und/oder Kartenmaterial (z. Bsp. Alpenverein oder Landesvermessungsämter)
- Dokumente: Personalausweis, EC-Karte, Kreditkarte, Krankenversicherungskarte, Organspendeausweis, DAV-Mitgliedsausweis
- Bargeld (auf vielen Hütten kann weiterhin nur bar bezahlt werden)
Verpflegung
- Wasser (auf den meisten Hütten in Trinkwasserqualität aus dem Hahn) – ggf. mit Saft mischen
- Snacks für unterwegs nach eigenem Geschmack (Brot / Bergkäse / Nüsse / (Trocken-)Obst …)
- „Notfall-“Schokolade und/oder Traubenzucker
- Teebeutel (auf DAV-Hütten können Mitglieder kostengünstig Teewasser kaufen)
(ggf. Weiteres)
- Oropax
- Trillerpfeife (evtl. bereits im Brustgurt des Rucksacks integriert)
- persönliche Medikamente
- bei absehbarer (sehr) kalter Großwetterlage: Thermoskanne & weitere Isolationsschicht (z.Bsp. Primaloftjacke)
Technik
- Smartphone (inkl. Kompass-Funktion und Apps wie Peak Finder und Komoot)
- Ladekabel Smartphone
- Akku (z. Bsp. Recharge – die Hütten haben mal mehr, mal weniger Steckdosen. Mit Akku wird’s deutlich entspannter.)
ggf. weitere Technik (sehr genau überlegen, ob’s wirklich sein muss. Hier sammeln sich schnell mal zwei Kilo und mehr an … )
- Spiegelreflexkamera inkl. Wechselobjektive (z. Bsp. Pentax)
- Mini-Stativ
- Taschenfernglas (z. Bsp. Leica)
- iPad mini inkl. Ladekabel (zum Schreiben für unterwegs)
Übrigens: Es macht wirklich kaum einen Unterschied, ob du ein Wochenende, eine Woche oder einen Monat wandern gehst. Die Grundausstattung wird immer ähnlich sein. Je nach Witterung kann Zusatzausrüstung wie Grödel, Gamaschen oder ähnliches notwendig sein.
Weitere Tipps findest du auch hier, in einem älteren Artikel von mir.
Einen Monat aus dem Rucksack gelebt … und plötzlich in der Stadt. Nach Ankunft in Venedig gibt’s wohl kaum etwas Schöneres, als ausgiebig zu duschen und in die eigenen, sauber-duftenden Lieblinksklamotten zu steigen. Wir hatten bereits vor der Reise ein Hotel gebucht und ein Päckchen dorthin geschickt. Hat wunderbar funktioniert. Und das Durch-die-Stadt-Schlendern hat gleich noch mal so viel Spaß gemacht.
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade “Meine OutdoorAusrüstung”, initiiert von Alpin-Blogger Martin Reinhardt. Noch bis zum 12. Oktober 2015 haben Blogger die Möglichkeit, ihre Rucksäcke und Ausrüstungs-Kammern (oder besser: -Tempel) zu öffnen und mit einem eigenen Beitrag an der Blogparade teilzunehmen. In den sozialen Netzwerken kannst Du dem ganzen unter #MeineOutdoorAusrüstung folgen.
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