Bergauf Hier & da hin

Siehst du das Meer?

Nevegal

Besondere Momente auf dem Weg von München nach Venedig (III)

Man hat ja so Bilder im Kopf, vor einer größeren Unternehmung. Sei es nun eine Weltumseglung. Oder eine Wanderung über die Alpen. Von München nach Venedig.

Bei mir war das vor allem das Bild des Loslaufens in München. Ich hatte mir das folgendermaßen ausgemalt: Es würde ein schöner Sommermorgen sein. Ein noch kühler Start in einen trockenen, warmen Tag. Die Nachbarschaft würde noch schlafen. Wir würden die Haustür abschließen, den Schlüssel verstauen. Mit einem Lächeln in die Sonne treten und die ersten Schritte in unser kleines Abenteuer machen. – Was soll ich sagen: Ziemlich genau so kam es dann auch.

Wovon ich mir absolut kein Bild gemacht hatte, war unsere Ankunft. Mir war ziemlich klar, dass während so einer Wanderung ne Menge dazwischen kommen kann. Und man gezwungen sein könnte abzubrechen. Vielleicht war’s diese nüchterne Klarheit, die den Gedanken ans Ankommen nie richtig groß werden ließ.

Umso unerwarteter überkam mich dieses Gefühl des totalen Überwältigt-Seins schon fünf Tage vor unserer Venedig-Ankunft. Dieser Moment war auf dem Nevegal.

Der Nevegal ist die letzte nennenswerte Erhebung auf dem Weg nach Venedig. Im Vergleich zu den Dolomiten, die wir am Vortag hinter uns gelassen hatten und auf die wir immer wieder zurückschauten, ist der Nevegal natürlich völlig zu vernachlässigen. Ein Höhenrücken, der bis auf knapp 1.800 Meter hinaufreicht und das Naherholungsgebiet der Bellunesen ist. Durchzogen mit vielen Wanderwegen; vor allem aber auch Skigebiet im Winter. An dem höchsten von mehreren Gipfeln steht das Rifugio Col Visentin.

„Siehst du das Meer?“, fragte mich Hugo plötzlich, als wir am Nachmittag die Hütte fast erreicht hatten. Ich musste ein paar Schritte, ein paar Höhenmeter weitergehen, um über die Brennnesseln sehen zu können … Und tatsächlich: Scheinbar gar nicht so weit entfernt war das Wasser. Die Adria … Die Lagune war auszumachen. Und Venedig mittendrin. Sogar einzelne Türme konnten wir mit bloßem Auge erkennen.

Wir gingen die letzten Meter hinauf zur Hütte. Bevor wir hineintraten, standen wir noch lange in der Sonne. Schauten zurück auf die Dolomiten. Und voraus auf das Meer. Ja: Gerührt. Fasziniert. Überwältigt. Und irgendwie mit dem Wissen: Das Ding ist gegessen. Gelaufen. Gepackt. – Diese letzten fünf Tage nach Venedig würden wir nun auch noch schaffen. Komme, was wolle!

Gut zu wissen:

Der Col Visentin ist mit allerlei Technik ziemlich verbaut. Nicht mal der Wendelstein hält da mit … Die Schlafräume im Rifugio sind im besten Falle als „zweckmäßig“ zu bezeichnen und müssten dringend mal überholt werden. Wer darüber hinwegsehen kann, wird zum Beispiel mit tollem, frisch in der Hütte gebackenem Brot belohnt. Und eben – wenn das Wetter mitspielt – mit diesem grandiosen Blick auf die Berge und das Meer …

Beim Abstieg vom Col Visentin lohnt es sich, bei gutem Wetter entlang der Kammlinie über die Forcella Zoppei, den Monte Pezza und Monte Cor bis hinunter zum Rifugio Pian de le Femene auf gut 1.100 Meter zu gehen. Dort auf der Terrasse ein zweites Frühstück … noch immer mit Blick an die Küste!

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Andere besondere Momente für mich auf dem Weg von München nach Venedig? – Kannst du hier und hier nachlesen.

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