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Von Schloss Neuschwanstein auf den Säuling

Einmal um den Pilgerschrofen

Der Säuling ist einer dieser Berge, die ewige Jahre auf meiner kleinen Liste standen, bevor ich sie mal in Angriff genommen habe. Erst habe ich den Säuling vor mir hergeschoben, weil mir das, was ich hörte, einen ganzen Quanten Respekt eingeflösst hatte. Dann wieder bin ich nicht rauf, weil mir die Anreise „nur“ für diesen einen Berg aus München einfach zu weit erschien. Oder weil die Temperaturen einfach zu hoch waren. – Schließlich kannte ich lange nur die Beschreibung des Anstiegs von Süden …

Irgendwann dann stand ein Pfingstwochenende ins Haus. Wir planten, das Wochenende auf einem Campingplatz bei Füssen zu verbringen. Von dort aus, so unsere Idee, ließen sich im Idealfall gleich zwei spannende Touren machen: Auf die Ahornspitze und auf den Säuling. Auf letzteren gäbe es auch einen Weg von Norden, wussten wir inzwischen. Erst mal schön schattig und damit genau richtig für die prognostizierten, schon sehr sommerlichen Temperaturen.

Säuling von Norden
Säuling von Norden. Von der Tegelberg-Westschulter aus gesehen

Geplant. Gewandert. – Etwas eigenartig mutet es an, wenn man vom Parkplatz unterhalb von Schloss Neuschwanstein aus startet. Wir waren zwar nicht vor dem Aufstehen dort, aber doch recht zeitig. Und: Es war schon einiges an Betrieb. Massentourismus par excellence eben. Den ganzen Trubel lässt man dann aber doch sehr, sehr schnell hinter sich. Namentlich am Abzweig zur Marienbrücke, oberhalb des Schlosses. Das Gros der Besucher biegt dort also nach links ab, um den wirklich schönen Blick von oben auf Neuschwanstein zu bekommen.

Zum Säuling nun ist’s auf bestens markierten Wegen ein ganzes Stück weiter: Vom Parkplatz braucht’s insgesamt gut vier Stunden durch den Wald und später durch schrofiges, felsdurchsetztes Gelände. – Immer wieder mal an Drahtseilen entlang. Und immer wieder mal mit den Händen am Fels.

Ja, und dann steht man oben. Auf dem Hauptgipfel. Und – etwas weiter westlich – auf dem Kreuzgipfel. Bei gutem Wetter ist der Gipfel die wohl prächtigste Aussichtskanzel weit und breit: Im Rücken die Ammergauer Alpen, rechts unten der Forggensee und links vor einem die ganzen Tannheimer und Lechtaler Berge.

Blick vom Hauptgipfel auf den Kreuzgipfel und in die Tannheimer
Blick vom Hauptgipfel auf den Kreuzgipfel und in die Tannheimer

Und runter? Es sind lohnend, eine Rundtour draus zu machen. Dazu steigt man südseitig Richtung Säulinghaus ab. Nach einer Rast dort, dann ein paar Meter zurück und links in einen Steig, der um den Pilgerschrofen herum führt. Auf der Nordseite schließt sich der Kreis und es geht wieder hinab nach Neuschwanstein.

Fazit: So ein Berge-bei-Füssen-Wochenende kann ich einigermaßen ausdauernden Wanderern uneingeschränkt empfehlen. Mitzubringen sind neben der Ausdauer eine große Wasserflasche, Trittsicherheit und im Schwindelfreiheit.

Gut zu wissen

Abstieg zum Säulinghaus
Abstieg zum Säulinghaus

Anspruch: Vielleicht wegen seiner Nähe zum massentouristischen Hotspot. – Der Säuling scheint einer dieser Berge zu sein, an dem Wanderer sich auch gerne mal vertun und überschätzen. Ganz klar ist zu sagen: Man braucht nichts über-dramatisieren. Aber der Säuling braucht, egal von welcher Seite man kommt, im oberen Bereich ein ausreichendes Maß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Plus: Es gibt mit Ketten versicherte Passagen. Deshalb ist er als schwarzer, also schwerer Weg markiert. Man kann’s „schwere Wanderung“ oder „leichte Bergtour“ nennen. Der südliche Steig ist relativ steil, der Fels auch bei gutem Wetter einigermaßen glatt. Und die Sicherungen (zumindest 2014) hier und da etwas windig erscheinend. Trotzdem sind sie wohl sicher, denn sonst wären sie ausgetauscht. Im Zweifelsfall einfach stattdessen an den Fels greifen. Auf der Nordseite ist alles sehr neu uns sitzt felsenfest.

Gehzeit: Für die rund 1.300 Höhenmeter ist ab/bis Parkplatz Neuschwanstein mit 7,5 Stunden Gehzeit zu rechnen. Außerdem für die Gipfel- und Hüttenpause großzügig Zeit einrechnen.

Von Norden oder von Süden auf den Säuling?: Wie gesagt, möglich ist beides. Geht man von Süden, kann man die Tour prinzipiell zeitiger im Jahr machen, da der Schnee schon abgeschmolzen ist. Anderer Vorteil: Man braucht alles in allem gut eine Stunde weniger als von Norden. Nachteil: Von Süden ist der Säuling stärker frequentiert als von Norden. Weiterer Nachteil: Im Sommer ist auf der Südseite deutlich wärmer. Wie so oft – es gibt mal den einen, mal den anderen Grund, die für die eine oder andere Routenwahl sprechen.

Abendessen: Nach der langen Tour schreit der Körper förmlich nach Kalorien? – Dann auf zur Pizzeria Tutto Al Forno in Füssen. Genauer gesagt liegt die etwas südlich von der Stadt, in der Tiroler Straße – eben auf dem Weg nach Tirol. Das Lokal ist nicht zu verpassen, da der Name groß am Gebäude steht.

Karten und Wanderführer: Alpenvereinskarte BY 6 (1:25.000). Außerdem der Kulturwanderführer „Münchner Berge und ihre Geschichte(n)“ vom Bergverlag Rother.

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