Weihnachten in Spanien
Wenn ich an Weihnachten in Spanien denke, denke ich an entspannte Tage in der Familie. An Tage zwischen den Bergen und dem Meer. An Tage, an denen wir uns zwischen Barcelona und Tarragona bewegen. Wie das denn sei?, werde ich öfter gefragt, so zu Weihnachten in Spanien. Eine allgemeingültige Antwort darauf geben zu wollen, wäre vermessen, also versuch ich’s mal damit: Weihnachten in Spanien bedeutet für mich
… das Meer
Mindestens ein Mal geht’s zu Weihnachten ans Mittelmeer. Das ist ein Muss. Gegen Mittag, wenn die Sonne die Luft aufgewärmt hat, ist es besonders schön, am Meer zu sein. Um die kleine Bucht aufzusuchen, die jetzt wintermäßig leer ist. Oder um sich, am langen Strand nebenan, von dem einen ganz mutigen Schwimmer dazu hinreißen zu lassen, selbst auch die Schuhe und Strümpfe auszuziehen, die Hose hochzukrempeln und ein paar Meter durch das Wasser zu laufen. Schließlich sind wir im Süden.
… Xocolata amb xurros
Süden hin oder her – die ganze Weihnachtswahrheit ist: In vielen Jahren ist es kalt. Verdammt kalt, weil: feuchtkalt. Schließlich sind wir am Mittelmeer. Irgendwann rund um die Feiertage lasse ich mich gerne auch ein wenig durch Barcelona treiben. Dann kann ich drauf warten: Über kurz oder lang kriecht mir an katalanischen Wintertagen die Kälte in den Körper. Das perfekte Mittel gegen diese Kälte ist dann eine Xocolata amb xurros, eine dickflüssige, fast puddingartige Schokolade, die man zusammen mit einem in Fett ausgebackenen Brandteig bestellt: Fettgebäck in diese heiße Schokolade getunkt … und innerhalb kürzester Zeit ist man wieder warm. Und pappsatt für den Rest des Tages. Eigentlich unerklärlich, dass man Xocolata amb xurros tatsächlich auch im Sommer bestellen kann.
… die Berge
Die Berge toppen für mich meist das Meer. Auch in Katalonien. Die Pyrenäen sind nah, die Muntanyes de Prades sind näher. – Ein Mittelgebirge aus verschiedenen kleineren Bergketten, die sich bei Tarragona wenige Kilometer vom Meer entfernt erheben. Eins ist sicher: Ich habe in Spanien wohl selten so sehr gefroren, wie dort, bei einem Ausflug zum Berg La Mussara. Mitten in der Sonne, aber mit einem eisigen Wind um die Nase. Doch der Ausblick von dort oben lohnt sich: Auf die Berge. Und auf das Meer.
… Cagatió
Zu Weihnachten in Spanien gehört für mich auch das verschmitzte Lachen der Kinder, wenn die ganze Familie doch tat-säch-lich! und lautstark das Wort „Scheiße“ in den Mund nimmt. Das Wort gehört nämlich zu einer sehr speziellen katalanischen Tradition: Cagatió, ein mit einer Decke zugedeckter Holzklotz von etwa einem Meter Länge. Er hat zwei kurze Holzbeine und ein aufgemaltes, lachendes Gesicht. Cagatió, so heißt es, „scheiße“ Geschenke. Damit das geschieht, versorgen die Kinder ihn in der Vorweihnachtszeit mit Essen, sie stellen ihm vor allem Obst hin. An Weihnachten dann singen die Kinder ein Lied und schlagen, wie es im Lied verlangt wird, mit einem Stock auf den Holzstamm. Danach decken die Kinder den Cagatió auf und tatsächlich: Unter und hinter dem lachenden Holzklotz liegen kleine Geschenke.
… ausgiebiges Essen
Ja, wenn die Familie in Spanien zusammenkommt, dann kann das Essen schon mal etwas länger dauern. Vor allem an Weihnachten. Das Mittag zieht sich dann über Stunden, mitunter bis in die Abendstunden. In diesem Moment könnte es nichts Schöneres geben. Auf einen Aperitif und köstliche Vorspeisen folgt die Sopa de galets, eine würzige Riesenmuschelnudelsuppe. Und: die leckersten mit Truthahn gefüllten Canelones der Welt. Logisch, denn die Canelones der Abuela, der Großmutter, schmecken wohl in jeder Familie immer am besten. Auch Hauptgang, Dessert und natürlich die Süßigkeit Turrón sind in großer Runde besonders gut. Die anschließende Siesta, bei der es nach und nach auf dem Sofa und im ganzen Haus ruhig wird, ist ein Muss.
… und …
Auch ein anderer Moment gehört für mich untrennbar zum Weihnachtsfest in Spanien: Der Rückflug. Einerseits ist da dieses etwas melancholische Gefühl, dass schon wieder alles vorbei ist. Andererseits die Vorfreude auf das Wieder-nach-Hause-Kommen. Beim idealerweise freien Blick auf die Alpen, spätestens irgendwo über dem Wetterstein oder dem Karwendel, werd ich dann in meinem Sitz immer ganz hibbelig. Und ich bin gespannt auf die (Berg-)Unternehmungen des nächsten Jahres.
Dieser Artikel ist Teil vom Outdoor Blogger Adventskalender 2016. Zum bereits dritten Mal erzählen zwei Dutzend Outdoor-Blogger Weihnachtliches & Winterliches. Oder einfach nur Wunderbares & Berichtenswertes von draußen. Dies war Türchen Nummer 9. Lass dich auch weiterhin überraschen! Tag für Tag. Und wenn du gar nicht genug bekommen kannst, dann findest du eine Übersicht der Artikel aus den Vorjahren unter meinen Beiträgen hier (2014) und auch hier (2015).
Diese Türchen wurden schon vor dem von KulturNatur geöffnet:
Sven von aufundab – Kickoffpost
Thomas von Ist doch alles nur Sport – Rennradtraining im Winter
Bianca von Lebe draußen – Wandern im Saarland. Auch im Winter schön?!
Stefanie von Gipfelglück – Lieblingshütten: Die Erzherzog-Johann-Hütte
Charis von Wohlgeraten – Die Japanischen Alpen
Dennis von Abenteuersüchtig – Gedanken am anderen Ende des Seils
Dennis von Outdoorblog – Die Outdoor-Szene zum #Outdooradvent
Bis Weihnachten geht’s weiter bei:
Martin von Einfach Draussen – Gedanken zur dunklen Seite …
Connie alias Die Streunerin – Schneeschuhwandern. Technik – Sicher und effektiv durch den Schnee
Alex alias Luftschubser – Die Notkarspitze und das Erbe des Kaisers
Chris von Klimbingkorns – The Pendling and Kala Alm in winter
Markus von OutdoorBlog – Tierleidfrei durch die Weihnachtszeit
Uli von AufdenBerg – Warum man Hüttenwochenenden machen sollte
Torben von Wandervideoblog – Bad Hiking Santa
Rene von Outdoorspirit – Auf dem Oodnadatta Track im Outback
Alex von Bergreif – Allein auf der Berghütte im Winter
Andrea von Mein Wanderhund – Romantische Adventswanderung – Nicht nur für Vierbeiner
Jens von Hiking Blog – Wie du auch in der Großstadt deine alpinen Fähigkeiten trainieren kannst
Ute von Zwerg am Berg – Ihr Kinderlein wandert. Im Advent zum Galaun und Riederstein
Thomas von Mehr Berge – Winterwandern im Chiemgau
Andreas von Gipfelfieber – Wie die Krettenburg zum Weihnachtsbaum kam
Tessa alias Wanderweib – Von Whisky, Affen und einem großen Wasserfall
Martin von Outcozo – Tschaggunser Mittagspitze – Bergtour mit winterlicher Klettereinlage
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