Bergsofa Vermischtes

Bergbuchtipps für den Herbst

Oder: Endlich wieder lange Abende auf dem Sofa

Wechselhaft, wie dieses letzte Oktoberwochenende daherkommen soll, ist es an der Zeit, ein paar Bücher vorzustellen. Kurz und ohne große Vorrede.

Oder vielleicht doch: Denn am 9. November 2017 soll der Bayerische Landtag über die Änderung des Alpenplans abstimmen, um damit im Allgäu, am Riedberger Horn, eine Skischaukel zu erlauben. Das, obwohl sich in einer repräsentativen EMNID-Umfrage Anfang des Jahres 91 Prozent der Bayern für den Beibehalt des Alpenplans aussprachen. In diesem Zusammenhang habe ich mich an zwei Büchlein erinnert, die ich schon vor längerem gelesen, aber noch nicht vorgestellt habe:

#1: Zwischen Wildnis und Freizeitpark

In dem bereits 2015 erschienenen Büchlein mischt sich der Alpen-Experten Werner Bätzing einmal mehr in die Diskussion um die Zukunft der Alpen ein. – Wie können diese ein lebenswerter Lebensraum bleiben? Er schaut dabei aus fünf Zeitgeist-Perspektiven und im Anschluss aus fünf unzeitgemäßen Perspektiven auf die Möglichkeiten.

Eine dieser unzeitgemäßen Perspektiven ist die, kulturelle Werte statt Geld als Schlüsselfaktor für die Aufwertung der Alpen als Lebensraum zu verstehen. Also: Aufwertung der Ressourcen und Potenziale, wobei kulturelle Normen und Werte eine Schlüsselrolle spielen.

 

#2: Buen Vivir: Vom Recht auf gutes Leben

Ebenfalls bereits 2015 in der deutschen Übersetzung erschienen: Der Begriff „Buen Vivir“ beschreibt ein Konzept aus dem indianischen Amazonas- und Andengebiet, in dem der Mensch in der Gemeinschaft und in Harmonie mit der Natur lebt.

Dieses Grundprinzip hat das Land Ecuador 2008 aufgegriffen und die Rechte Natur in die Verfassung (!) aufgenommen oder das Grundrecht auf Wasser anerkannt, so dass die Privatisierung von Wasser untersagt ist. Im Buen Vivir wird nicht weniger als die Chance für den kollektiven Aufbau neuer Lebensformen gesehen.

Die Verbindungen zu westlichen Vorstellungen nachhaltiger Lebensweise sind unübersehbar.

 

#3: Münchner Berge und ihre Geschichte(n)

25 Touren hat Christian Rauch ausgesucht, auf denen er zu berühmten oder auch weniger bekannten Gipfeln geht und dabei Geschichten von Wilderern, Schmugglern, Königen und Künstlern erzählt.

Mit dabei die großartige Soierngruppe, der Säuling oder die Halserspitze. Eine der niedrigeren und lange durchs Jahr begehbaren Runden führt über die Neureuth zur Gindelalmschneid.

Nicht ganz geglückt: Bei den jeweiligen Tourenbeschreibungen sind die Passagen, in denen Geschichten und Hintergründe erzählt werden, zwar optisch hervorgehoben, was aber den Text eher unruhig als strukturiert erscheinen und ihn dadurch etwas schwierig lesen lässt.

 

#4: Das große österreichische Alpenbuch für Kinder

In kindgerechten Happen erklären die Autoren alles Wichtige zu den Alpen: Das Leben und den Tourismus in den Alpen, die Tier- und Pflanzenwelt, Ötzi und Reinhold Messner, die Wasserkraft und Gletscherschmelze.

Wir Erwachsene können bei den Kindern einfach mitlesen und bekommen so Fragen beantwortet, an die wir bisher vielleicht nicht gedacht haben: Zum Beispiel, dass nach dem Überqueren eines Passes schon seit dem Mittelalter oft eine Maut bezahlt werden musste. Und dass Passstraßen meist eine Steigung von sechs bis 15 Prozent haben.

Optisch fast so gut wie ein Wimmelbuch. Und nein, man braucht nicht Österreicher sein, um dieses Buch zu lesen oder zu verschenken. Es reicht vollkommen, ein Quäntchen Alpenliebe und Alpenkenntnis an die Kinder weitergeben zu wollen.

 

#5: Fotografieren in den Alpen

Mit diesem Buch ist ein großartiger Wurf gelungen: Iris Kürschner nimmt Fotobegeisterte auf eine Reise in die Alpen. Neben fotopraktischen Tipps teilt sie Hintergründiges zu den Regionen und macht Tourenvorschläge zu alpinen Foto-Hotspots sowie -Geheimtipps. So ist der reich bebilderte und hochwertig aufgemachte Wälzer, um dessen stimmige Fotobearbeitung sich Dieter Haas gekümmert hat, Fotobuch, Reiseführer und Tourguide in einem.

Geografischer Schwerpunkt sind die bayerischen und österreichischen Alpen; abgerundet durch Ausflüge und Stipp-Visiten in die Schweiz und nach Südtirol. Besonders hilfreich: Wo sie eine besondere Rolle spielen, werden die idealen Zeiten für die besten Lichtverhältnisse beschrieben – denn nicht immer ergeben sich diese Info für Ortsunkundige mit einem einfachen Blick in die Landkarte.

 

Über die Bücher

  • „Zwischen Wildnis und Freizeitpark. Eine Streitschrift zur Zukunft der Alpen“ von Werner Bätzing (Rotpunktverlag). Umfang 148 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro, ISBN 978-3-85869-648-9
  • „Buen Vivir. Vom Recht auf gutes Leben“ von Alberto Acosta (Oekom-Verlag). Umfang 220 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro, ISBN 978-3-8658-1705-1
  • „Münchner Berge und ihre Geschichte(n)“ von Christian Rauch (Bergverlag Rother). Umfang 184 Seiten, Taschenbuch, 16,90 Euro, ISBN 978-3-7633-3162-8
  • „Das große österreichische Alpenbuch für Kinder“ von Arthur Fürnhammer und Nicola Rivero (G&G Verlagsgesellschaft), Umfang 48 Seiten, gebunden, 18,00 Euro, ISBN 978-3-7074-1865-1
  • „Fotografieren in den Alpen“ von Iris Kürschner und Dieter Haas (Rheinwerk Verlag), Umfang 412 Seiten, gebunden, 39,90 Euro, ISBN 978-3-8362-3496-2

 

Die Bücher wurden mir von den Verlagen als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt: Vom Rotpunktverlag, vom Oekom-Verlag, vom Bergverlag Rother, von der G&G Verlagsgesellschaft sowie vom Rheinwerk Verlag

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