Zwischenstopp: Probstenwand und Hennenkopf
In den letzten Jahren genieße ich es immer mehr, wenn möglich lieber gleich für ein ganzes Wochenende statt nur für einen Tag in den Bergen zu sein. Einerseits ist das viel weniger Stress, Hektik und relativer Zeitaufwand für die An- und Abreise. Zum anderen tauche ich mit einer Übernachtung viel intensiver in dieses Berggefühl ein. Nicht zuletzt, weil sich auch einzelne spannende Abschnitte von unterschiedlichen Wanderungen ziemlich gut miteinander verbinden lassen.
Häufig folgen wir an solchen Bergwochenenden dann nicht den tausendfach beschriebenen Standard-Wanderempfehlungen. Vielmehr geht es im Freistil los: Da sind einerseits einfach diffuse Ideen. Dann der Wunsch, ein Gebiet etwas besser kennenzulernen. Und auch der eine oder andere Vorschlag von Freunden und Bekannten, der sich doch vielleicht einfach etwas ausbauen ließe …
Zum Beispiel wäre da im Grundgerüst die Tour vom Brauneck über die Achselköpfe zur Benediktenwand, die dann von Ost nach West überschritten wird. – Eine dieser Paradetouren, die eine gewisse Ausdauer erfordert. Und für die man gewillt sein muss, entweder die Seilbahn zu nehmen oder entlang derselben aufzusteigen. Beides war für mich immer gleichermaßen unattraktiv. Weshalb ich die Runde noch nie gemacht hatte.
Wir haben diese Tour daher einfach mit einem Aufstieg aus dem Arzbachtal, über die Probstenwand und den Hennenkopf, kombiniert und zu einer Zwei-Tages-Tour ausgebaut: Auf dieser von Norden kommenden Route über die beiden wohl eher unbekannten Gipfel ist garantiert wenig bis gar nichts los. So hatte es uns schon – ganz richtig – unser Wanderbüchlein prophezeit.
Über breite Forstwege geht es zunächst bis zur Längenbergalm (an der es auch einen kleinen, aber umso verlockenderen Wegweiser Richtung Venedig gibt). Hinter der Alm dann wird der Weg wild. Heißt: Eigentlich ist er erst mal gar nicht mehr da. Beziehungsweise: Er ist nicht zu erkennen. Man weiß, dass es irgendwo den Berg hochgehen muss. Zur Orientierung gibt es anfangs zwei, drei rote Punkte an den Bäumen. Der eigentliche Trampelpfad befindet sich aber, so weit ich mich erinnere, ein paar Meter weiter. Hier hat uns die App von Komoot sehr geholfen, bei der ich immer wieder erstaunt und begeistert bin, dass oft selbst kleinste Wege dort festgehalten sind.
Durch allerlei Großblättriges, Spinnengewebiges und Mücken-Umschwirrtes gestakst – und irgendwann wird der matschige Trampelpfad ein gerölliger Bergpfad, der zu einer Einsattelung heraufführt. Östlich davon geht’s innerhalb von ein paar Minuten einfach zur Probstenwand. Westlich wartet dann der Hennenkopf auf einen Besuch. Man kann kurz hinaufsteigen oder man lässt’s. Ganz nach eigenem Gusto. In jedem Fall ist’s ne hübsche, kleine Kletterei über einige kurze Fels-Meter.
Dann weiter nach Süden und hinunter Richtung Probstalm – auch hier macht sich eine GPS recht gut, denn der Pfad ist immer wieder mal überwachsen und recht unübersichtlich. Als Tagestour würde man an einer T-Gabelung an der Probstalm nach links/Norden abbiegen. Wir entscheiden uns aber für den Abzweig nach rechts und gehen nach Süden, hinauf ins Brauneck-Gebiet.
Später genießen wir eine gemütliche Übernachtung auf der Quenger Alm. Und am nächsten Morgen steht der Überschreitung vom Brauneck her zur Benediktenwand nichts mehr im Wege. Nachdem auch die Benediktenwand von Ost nach West abgewandert ist, geht es auf dem Rückweg an der Tutzinger Hütte vorbei und wieder „hinaus“ nach Norden, zurück Richtung Arzbachtal und Auto.
Buchtipp: Die Idee, auf die Probstenwand und den Hennenkopf zu steigen, habe ich übrigens aus dem Rother Wanderbuch „Wilde Wege. Bayerische Alpen zwischen Ammergau und Berchtesgaden“ von Mark Zahel. Wer „etwas andere Touren“ sucht, findet darin viele schöne Tipps. Bei den beschriebenen Touren ist immer wieder mal gutes Orientierungsvermögen gefragt.