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Wo sich Fuchs und Reh „Guten Morgen“ sagen

Soiersee in den Ammergauer Alpen

Morgenschwimmen im Soiersee

Morgens, direkt nach dem Aufwachen zum See hinuntergehen und eine Runde schwimmen, das war mein Plan. Einen Wecker, das wusste ich, würde ich dazu nicht brauchen. Auch nicht an diesem Sonntag, um halb sieben. 

Warm – wärmer – Moorsee

Der Soiersee ist ein Moorsee, im Sommer ist er daher ruckzuck warm. Wie ich später erfahre, gehört er zu den wärmsten Badeseen in Bayern. Einen Nachteil hat ja so ein Moorsee: Er ist weit davon entfernt, klar zu sein. Alles, was in ein Moor gehört, schwebt im Wasser herum, kaum dass du zwei, drei Schritte auf dem schlammigen Boden gemacht hast … Für mich heißt es daher, statt zu springen oder zu rennen, ganz, ganz vorsichtig in den SPIE-GEL-GLATT-EN See zu steigen.

Was soll ich sagen: Der Soiersee liegt wunderschön und stellt für mich eine perfekte Voralpen-Idylle dar. Aber das Schwimmen im See ist mir an diesem Morgen dann doch nicht so einerlei. Während die andere Seeseite bereits wunderbar in der Sonne liegt und schönster Wasserdampf aufsteigt, schwimme ich hier im schattigen Dunkel. Der See um mich herum ist gefühlt schwarz wie die Nacht. Hier und da kitzelt ein Seerosen-Rhizom an meinen Beinen. Nix für ungut, aber: Prompt habe ich Bilder im Kopf, die gut für den nächsten Moor-Grusel-Film taugen würden. – Erwähnte ich schon, dass glasklare, eiskalte Bergseen zum Schwimmen eher meins sind?

Ammergauer Alpen
Die Frage am Sommermorgen: In den See oder auf den Berg?

Ab in den Morast

Viel länger als mit dem Schwimmen beschäftige ich mich dann mit dem Moortreten: Dazu ist am Ufer ein etwa zwei mal drei Meter großer Trog mit dickem Holzbohlenrand in den Boden eingelassen. Ich steige hinein und versinke bis zu den Waden im Schlamm. Mit lauten Schmatzgeräuschen quittiert die braune Masse jeden meiner Schritte. Zwei, drei Mal im Kreis gegangen, dann noch mal in den See gestiegen, um den ganzen Schladderadatsch wieder vorsichtig abzuwaschen. Das ist auch schon alles, was man tun muss, um sich hier die durchblutungsfördernde Kraft des Torfs zu Nutze zu machen.

Auf dem Weg zurück ins Hotel werde ich einmal mehr für mein frühes Aufstehen belohnt: Im Schilf neben der Streuwiese steht ein Reh. Und als wir später, auf einem kleinen Spaziergang rund um den See, an genau der gleichen Stelle auch noch einen Fuchs sehen, wird mir endgültig klar: Das muss ein gutes, ein einigermaßen intaktes Fleckchen Erde sein, wenn sich Fuchs und Reh hier „Guten Morgen“ sagen.

Gut zu wissen:

Der kleine Soiersee fällt für Auswärtige wohl eher in die Kategorie „Geheimtipp“ und ist daher auch an schönen Tagen nicht überlaufen. Ziemlich idyllisch im Ammertal, in den Ammergauer Alpen, gelegen. Im Süden mit wunderbarem Blick aufs Hörnle. Um den See herum führt ein Naturlehrpfad, auf dem man viel über die Pflanzen und Tiere im Moor erfährt. Auf dem 2,5 Kilometer langen Weg gibt’s viele spielerische Elemente, die auch Erwachsene mögen.

Direkt am See liegt die kleine Gemeinde Bad Bayersoien. Klar, das „Bad“ gab’s für die heilende Wirkung des Moors, das Dorf ist Heilbad und Moorkurort.

(Nicht nur) Für Orchideenkundler und Moor-Interessierte spannend: Ein Moor-Spaziergang mit Helmut Hermann. Der Biologe erklärt sehr verständlich und mitreißend, in welch grandioser Umgebung man sich gerade befindet und sensibilisiert für einen achtsamen Umgang mit den Mooren.

Das Moor um den Soiersee ist Teil des geplanten Naturpark Ammergauer Alpen, der zwischen sechs Gemeindem von Ettal bis Bad Bayersoien und hinein ins dazugehörige Graswangtal erstrecken soll. Die Planungen laufen auf Hochtouren; nach aktuellem Stand soll er wohl voraussichtlich im Frühjahr 2017 offiziell eingerichtet werden.

Soiersee
Von vorn nach hinten: Großer Wiesenknopf, Soiersee, Hörnle

Im und am Soiersee war ich während einer Pressereise der Ammergauer Alpen unterwegs. 

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