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Schönstes Aussitzen auf der Edelrauthütte

36 Stunden am Eisbruggjoch

Als wir uns Anfang August 2016 auf den Pfunderer Höhenweg begeben, ist schnell klar: Wir müssten einen Tag auf einer Hütte aussitzen. Ein kurzes, aber kräftiges Tiefdruckgebiet würde schnell von West nach Ost ziehen. Viel Regen würde kommen, wohl auch Schnee. – Alles andere als die idealen Bedingungen für das Unterwegssein entlang der abschüssigen Grasflanken der Pfunderer Berge.

Als wir aber realisieren, wo wir das Wetter aussitzen würden, freuen wir uns schon fast über diesen Tag Zwangspause: Unser Schlechtwetter-Refugium, die neue Edelrauthütte, war erst wenige Wochen zuvor eröffnet worden.

Um ehrlich zu sein: Die Kombination aus naturbelassenem Holz, viel Glas und klaren Formen stiehlt den rauen Bergen ringsum ein wenig die Show. Schon von Weitem. Als wir am Eisbruggsee stehen, ruht mein Blick nicht etwa links auf der durchaus imposanten Wand des Hochwart oder rechts, auf der Napfspitz, dem Hütten-Hausberg. Nein, der Blick verfängt sich ganz automatisch im Eisbruggjoch, wo die frische Holzfassade der Edelrauthütte in der Nachmittags-Sonne leuchtet. Klar, dass das Reingehen in die Hütte ein wenig warten muss und stattdessen eine kleine Foto-Session angesagt ist.

Erst mal in der Hütte, will ich gar nicht wieder raus. Einen triftigen Grund dazu gibt’s eh alsbald nicht mehr, denn wie vorhergesagt kommt mit der Nacht das schlechte Wetter: Horizontal peitscht zunächst Regen, später Graupel, noch später Schnee über das Joch. – Durch große Panorama-Scheiben lässt sich das Wetter-Treiben entspannt vom Gastraum aus beobachten. Stunde um Stunde.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Gastraum zu klein geraten ist. Aber zumindest an unserem Pausen-Tag verläuft sich dann doch irgendwie alles einigermaßen gut auf der ausgebuchten Hütte: Die einen machen ein Nickerchen, die anderen genießen die helle und luftige Hütten-Atmosphäre und lassen sich vom Wirt Much Weissteiner und seinem Team verwöhnen. Es wird gelesen, geratscht und Karten gespielt. Vom Tisch am Ofen erklingen irgendwann innbrünstig gesungene italienische Lieder. – Wer glaubt, dass eine moderne Berghütte ganz zwangsläufig unterkühlt wirken würde, wird hier oben auf dem Eisbruggjoch an diesem Tag eines Bessseren belehrt.

So schnell, wie er gekommen ist, ist am nächsten Morgen der Schlechtwetter-Spuk wieder vorbei. Als wäre nichts gewesen, strahlt die Sonne wieder mit der Edelrauthütte um die Wette. Einzig der eisige Nordwind und die angezuckerten Berge verraten, was draußen in den letzten 36 Stunden los war.

Ein schönstes Aussitzen war’s. – Jederzeit gerne wieder.

Wissenswertes:

Lage: In Südtirol, in den Pfunderer Bergen, auf der „Rückseite“ der Zillertaler Alpen. Ein Blick auf die Karte verrät, dass es schnell voll werden kann auf der Edelrauthütte. Denn sowohl vom Neves-Stausee als auch von Pfunders/Dun ist die Hütte ein gut erreichbares Tagesziel. Außerdem tummeln sich hier oben Pfunderer-Höhenweg-Wanderer und viele, die auf den Hohen Weißzint oder den Hochfeiler wollen.

Auch gefragt: Der Netz-Platz auf der nördlichen Hütten-Seite. Dort findet man alle, die auf der Suche nach Handy-Empfang sind. Einmal im Monat lässt dort außerdem der Helikopter das große Netz mit Lebensmitteln ab.

Die gut 70 Schlafmöglichkeiten verteilen sich auf angenehme Mehrbettzimmer und ein Zwölfer-Matratzenlager.

Während die alte Hütte noch in Betrieb war, wurde die neue Edelrauthütte wie ein L „drum herum gebaut“. Einige Fotos vom Bau gibt’s hier. An Stelle der alten Hütte befindet sich jetzt die Terrasse.

Die Edelrauthütte ist eine von drei Südtiroler Schutzhütten, die komplett neu aufgebaut werden (mussten) – was große Kontroversen auslöste. Die beiden anderen Projekte sind die Schwarzensteinhütte und die Weißkugelhütte. Mehr dazu im Beitrag „Revolution am Berg“.

Edelrauthütte (16)
  1. Pingback: Sonntags-Sammelsurium 21. August 2016 – berghungrig

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