Nationalparks Österreich

Puszta und Przewalski-Pferde

Przewalskipferde am Neusiedler See

Kleine Tier-Safari am Neusiedler See

Als Kind war ich ein Pferdenarr. Mit allem, was dazugehört: Auf dem Heimweg von der Schule kleine Ewigkeiten an der Pferdekoppel anhalten. Das wohl halbe Taschengeld in immer wieder neue Pferde-Postkarten stecken. Beim Voltigieren abwechselnd auf dem Pferderücken sitzen und stehen, dann wieder im Galopp aufs Pferd auf- oder vom Pferd abspringen. Und natürlich waren da lange Lesetage mit Geschichten vom Reiterhof und mit dem einen oder anderen Pferdesachbuch.

Ein Name hat sich frühzeitig besonders eingeprägt: Przewalski-Pferde. – Die einzigen Wildpferde, die in ihrer Wildform bis in die heutige Zeit überlebt haben. 

Przewalski-Pferde

Das letzte freilebende Przewalski-Pferd hatte sich 1969 den Wissenschaftlern gezeigt, auch in den Zoos waren die Wildpferde zu diesem Zeitpunkt auf einige wenige Dutzend dezimiert. Einzig im Prager Zoo und im Münchner Tierpark Hellabrunn kamen noch Fohlen zur Welt. Die Wildpferde waren vom Aussterben bedroht.

Nachdem ein Zuchtbuch angelegt war und sich einige Zoos dem Erhalt der Art verschrieben, ist die Zahl wieder auf inzwischen mehr als 2.000 Tiere angestiegen. Viele Herden leben auf großen Freiflächen. Und immer wieder gibt es Projekte, in denen Przewalski-Pferde wieder ausgewildert werden; so wurden im Sommer 2017 vier Pferde in die Mongolei geflogen, wo sie in diesem Sommer aus einem Wildgehege ins Gobi-Schutzgebiet entlassen werden sollen. Die asiatische Steppe ist die ursprüngliche Heimat der Przewalski-Pferde, inzwischen gibt es dort wieder 170 Tiere.

Auch in den Ausläufern der ungarischen Puszta, am Neusiedler See im Burgenland, lebt im Nationalpark Neusiedler See eine Herde Przewalski-Pferde. Wo ich sie denn finden könne, will ich wissen. „Einfach von Illmitz die Straße zum See nehmen“, heißt es, „Nach etwa 1,5 Kilometer kommt rechts ein Abzweig zur Biologischen Station. An der Station lässt du das Auto stehen und gehst dann zu Fuß weiter.“

Dem Sandweg nach Norden, mitten hinein in die Nationalpark-Naturzone Illmitz-Hölle muss ich dann gar nicht lange folgen, denn die Pferde grasen an diesem Sommerabend am südlichsten Ende der langgestreckten Koppel. Fast eine Stunde bleibe ich am Zaun stehen und beobachte die gedrungen wirkenden Pferde mit ihrer kurzen, borstigen Mähne. – So sehen sie also in natura aus!*

(Update März 2018: Eine Studie, die jüngst im Fachmagazin Science erschienen ist, widerspricht der gängigen Lehrmeinung komplett. Gut möglich, dass demnach die gesamte Pferdegeschichte umgeschrieben werden muss.)  

Weiße Esel

Aufgrund der hochsommerlichen Hitze, die während unseres Besuchs herrscht, hatten wir die Räder daheim gelassen. Vor Ort die Einsicht, dass ein Fahrrad in jedem Fall hilfreich wäre, denn so ließen sich Stopps bei anderen recht seltenen Tierarten ziemlich gut miteinander kombinieren: Gleich ums Eck, fünf Kilometer entfernt, im sogenannten Sandeck, ist eine Herde Weißer Esel beheimatet.

Die Weißen Esel wurden im 17. und 18. Jahrhundert am Hofe gezüchtet; weshalb sie auch Barockesel heißen. Weiße Tiere galten als „Lichtbringer“ und standen für das Gute und so waren auch Weiße Esel vom Adel gerne gehalten. Heute gibt es nur wenige hundert Tiere, auch hier wachsen die Bestände durch die Zuchtbemühungen aber wieder stetig.

Die Eselherde im Nationalpark Neusiedler See hilft bei der Beweidung der ufernahen Bereiche: Mit der extensiven Bewirtschaftung wird verhindert, dass sich das Schilf zu weit ausbreitet und auch sonst die Steppe verbuscht. Diese Aufgabe teilen die Esel mit den Przewalski-Pferden und mit den Ungarischen Steppenrindern.

Ungarische Steppenrinder

Auch die Ungarischen Steppenrinder mit ihren weit ausladenden Hörnern sind durch und durch ein Hingucker. Wie die Weißen Esel lebt eine große Herde in der Bewahrungszone Sandeck.

Die alte Haustierrasse war seit jeher für die Qualität ihres Fleisches bekannt und spielte daher ab dem 14. Jahrhundert auch in Westeuropa eine wichtige Rolle: Mit der Entwicklung von Handwerk und Gewerbe erlebten die Städte einen großen Zuzug. Bald war man nicht mehr in der Lage, den gestiegenen Fleischbedarf der Städte aus der eigenen Region zu decken und der Handel mit hochwertigem Graurind-Fleisch aus dem Osten begann: Jedes Jahr wurden große Herden donauaufwärts getrieben und unter anderem in Augsburg, Nürnberg und München verkauft. Der Höhepunkt dieses Handels war im 17. Jahrhundert erreicht, als mehr als 100.000 Tiere Richtung Westen gebracht wurde; ab den 1950 wurden die Ungarischen Graurinder nahezu verdrängt.

Der Bestand des Ungarische Steppenrinds gilt mit heute nur noch etwa 2.000 Tieren als gefährdet. Mit etwa 500 Tieren ist die Herde im Nationalpark Neusiedlerseen eine der größten.

Im Münchner Umland stößt man übrigens auf dem Altbaierische Oxenweg auch heute wieder auf Spuren dieser Geschichte.

Gut zu wissen

Ausgangspunkt: Um Przewalski-Pferde, Weiße Esel und Ungarische Steppenrinder am Neusiedler See zu beobachten, fährst du in den Seewinkel – auf der südöstlichen Seite des Sees. Das Dorf Illmitz ist der zentrale Ausgangsort für Unternehmungen mit dem Rad.

Fahrradverleih: In der Region gibt es einige Verleihstationen, auch in Illmitz. Wenn du dein eigenes Rad mitbringen möchtest: Die Wege im Nationalpark sind über lange Strecken recht sandig – hier macht es sich gut, einigermaßen breite Reifen zu fahren.

Tourentipps: Für Tipps zum Wandern oder Radfahren im Nationalpark Neusiedler See empfehle ich dir den Führer „Österreichische Nationalparks. Geheimnisse, Schätze, Paradiese„, den ich in der Rubrik Bergsofa vorgestellt habe.

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