Adventswanderung in Berchtesgaden
Jegliche vorweihnachtliche Hektik hinter sich zu lassen ist viel leichter als gemeinhin angenommen: Man gehe nur mal für eine kleine Advents-Auszeit auf den Emmausweg mit seinen 75 bunten Holzlaternen.
Im Advent 2016 war ich hin und weg. Denn ich habe zum ersten Mal Bilder aus dem vorweihnachtlichen Berchtesgaden gesehen. Im Jahr darauf war also ein Adventswochenende frei gehalten, um ins Berchtesgadener Land zu fahren. Was mein besonderes Interesse geweckt hatte, war die Aussicht darauf, einen stimmungsvoll ausstaffierten Ort zu erleben – und ganz nebenbei auf einer Wanderung auch noch ein wenig auf meine Outdoor-Kosten zu kommen.
Wobei: Die Auszeit auf dem Emmausweg als „Wanderung“ zu bezeichnen ist genau genommen eine reichliche Übertreibung. Denn viel mehr als eine Stunde braucht man für den kleinen Rundweg durch und um Berchtesgaden selbst bei Schnee kaum.
Dennoch: Sich Zeit nehmen. – Genau darin besteht das wohl größte Geheimnis gelungener Auszeiten. Und seien sie noch so kurz. Sich Zeit nehmen also, um in das leichte Flackern einer Laterne zu schauen, die in der anbrechenden Abenddämmerung aufleuchtet.
Schon eine Laterne allein ist ja schon hübsch. Den Berchtesgadener Emmausweg schmücken derweil 75 handgefertigte Holzlaternen. Die roten und grünen, die blauen, gelben und orangenen Laternen sind vor allem da ein Hingucker, wo der Emmausweg über die Dächer von Berchtesgaden führt: Am Kirchleitweg, der im kurzen Zick-Zack hinauf zur Kirchleitnkapelle am Weinfeld zeigt und auf dem Soleleitungsweg. – Im Vordergrund also das schummrige Laternenlicht und unten im Talboden der Ort, der sich ebenfalls mit Bedacht die warm-leuchtende Abendrobe anlegt.
Die übergroßen Laternen sind der hiesigen Handwerkskunst nachempfunden, die es auch heute noch als „Berchtesgadener War“ auf dem Christkindlmarkt auf dem Schlossplatz zu kaufen gibt. Ganz ursprünglich als Kinderspielzeug gedacht, schmücken die Holzminiaturen – neben den Laternen zum Beispiel auch Arbeits- und Haushaltsgeräte oder Teile der Puppenstube – inzwischen traditionell viele Weihnachtsbäume in der Region.
Der Einstieg in den Emmaus-Weg ist überall möglich. Eine empfehlenswerte Variante beginnt in der Ortsmitte, am AlpenCongress, führt im Uhrzeigersinn um und über den Ort und endet direkt auf dem Weihnachtsmarkt. Dazu einfach den Laternen bzw. der – nicht immer ganz perfekten – Ausschilderung folgen.
Einen besonders guten Outdoor-Blick auf Berchtesgaden erhascht man übrigens, wenn man von der Kirchleitnkapelle noch ein paar Meter weiter auf den Lockstein geht. Dort findet vom 17. Dezember bis Heilig Abend das traditionelle Weihnachtsschießen – auch Christkindl-Anschießen genannt – statt. Immer 15 Uhr wird’s dabei kurz mal richtig laut im Talkessel. Der Höhepunkt ist dann das eigentliche Weihnachtsschießen am Heilig Abend um halb zwölf, unmittelbar vor der Christmette.
Und auch, wenn man erst nach den Feiertagen nach Berchtesgaden kommt, darf man sich auf ganz vui Gfui freuen, denn die Laternen auf dem Emmausweg hängen immer bis zum 6. Januar.
Die Runde über den Berchtesgadener Emmausweg und durch den Ort ist ausführlich auch in meinem Buch „52 kleine und große Eskapaden in den Bayerischen Alpen“ nachzulesen.