Sieben Bücher zum Schenken und Schenkenlassen
In der Fülle der ständigen Neuerscheinungen rund um Berg, Natur und Outdoor kann man schon mal den Überblick verlieren. Sieben Bücher herausgepickt:
Bergmenschen: Interviews mit 30 Menschen, die sich auf ganz eigene Weise den Bergen verschrieben haben: als Bergsteigerin oder Kletterer, als Alpenforscher oder Musikerin. Abonnenten der Zeitschrift „Bergsteiger“ haben den Vorteil, dass sie die Gespräche schon über die Jahre fein säuberlich eingeschubert sammeln konnten. Für alle anderen ist nun ein Buch entstanden, in dem die Interviewten über Aufbruch und Wagnis, über Demut und Liebe, ebenso wie über Enttäuschung und Ankommen sprechen. Unter den außergewöhnlichen Porträtbildern, die Fotograf Christoph Jorda schuf und die die Berggespräche komplettieren, ragen einige ganz besonders heraus. So ist das Buch nicht nur Lese- sondern auch Sehgenuss.
„Bergmenschen. 30 Ikonen der Bergwelt über Wagnis, Liebe und Demut“ von Michael Ruhland und Christoph Jorda. Verlag Frederking & Thaler, 34,99 Euro.
Nachhaltig unterwegs in München und Umgebung: Spaziergänge und Radtouren mit Einkehr- und Einkaufstipps hat Michael Reimer in seinem neuesten Buch versammelt. Mit ihm hat der Autor und Verleger an ein Versprechen angeknüpft, das scheinbar im Raum steht, sowie er ein Konzept umsetzt: Die Dinge nämlich ein bisschen anders anzugehen als gewohnt. Denn tatsächlich ließe sich das Buch auch als Shopping- und Genuss-Guide lesen, mit Adressen von Manufakturen, Slowfoodlokalen, grünen Labeln und vielerlei irgendwie „nachhaltigen“ Lokalitäten. Stattdessen steht erst einmal das Unterwegssein im Mittelpunkt, ganz gleich ob in der Stadt zu Fuß oder im Umland mit dem Rad. Der Rest ergibt sich dann von ganz allein und hinterlässt im besten Fall ein rundum gutes Gefühl.
„Nachhaltig unterwegs in München und Umgebung. 28 anregende Spaziergänge und Radtouren“ von Michael Reimer. Berg Edition Reimer, 19,95 Euro.
Die Erfindung des Nordens: Wo genau liegt er eigentlich, dieser „Norden“? – Das kommt ein Stück weit immer auf den Fragenden und seinen Standpunkt an, wie Bernd Brunner klarstellt. Er nimmt mit zu einem kulturgeschichtlichen Ritt durch die Geschichte eines Begriffs und führt in die Landschaften Islands und Grönlands, nach Schweden und Norwegen, genauso wie nach Kanada und Russland. Wie haben antike Philosophen den Norden beschrieben? Wo war der Norden zu finden, bevor er seinen festen Platz im oberen Teil der Karten bekam? Und warum wurde der Norden, namentlich Island, Sehnsuchtsland für Amerikaner wie Europäer. Die Abgründe der Rassenkunden finden ungeschönt Eingang ins Buch, ebenso wie das Faszinosum der nördlichen Gefilde. Von isländischen Walknochenhockern bis zu IKEA ist dabei allerlei zu entdecken.
„Die Erfindung des Nordens. Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung“ von Bernd Brunner. Galiani Berlin, 24,00 Euro.
Legendäre Wanderrouten: Gerade im Englischen überschlagen sich Beschreibungen ja mitunter gerne mal. Da ist eben von „legendär“ die Rede, von „episch“, von „ultimativ“. Aber warum wandern wir überhaupt? – Oft ist die Gemengelage angesiedelt zwischen „um in Bewegung zu sein“, „um der Zivilisation einen Moment zu entfliehen“, um genau dahin nach der Wanderung mit neuen, ganz persönlichen Erkenntnissen zurückzukehren. Der Wanderwälzer ist ein Coffee-Table-Book im besten Sinne: man kann sich darin wegträumen auf die Pfade dieser Welt, findet ausgehend von enthusiastischen Wegempfehlungen von Afrika bis Ozeanien immer auch andere Routen, die nach einem ähnlichen Konzept aufgesetzt sind. Also von Küste zu Küste, rund um einen See, als Touren zu abgeschiedenen Kulturen oder zu außergewöhnlichen Aussichtspunkten zum Beispiel. Wer systematisch nach für sich passende Touren sucht, wird sich vielleicht ein bisschen schwer tun; wer sich einfach treiben lässt und vor- und zurückblättern, kann mit diesem Buch selbst als eifrigster Wanderer lebenslang immer wieder neue Inspirationen entdecken.
„Legendäre Wanderrouten. Die 50 speaktakulärsten Touren weltweit“. Erschienen bei Lonely Planet Deutschland, 29,90 Euro.
500 Walks. Legendäre Erlebnis-Wanderungen weltweit: Auf den ersten Blick die kleine Schwester des oben beschriebenen Buchs. Und doch ganz anders. Zum einen, weil die vorgestellten Wanderungen nicht von einem Autorinnenkollektiv, sondern allein von der Reiseautorin Sarah Baxter stammen und damit aus einem Guss daherkommen. Zum anderen, weil sich ein leicht verständlicher konzeptioneller roter Faden durch das Buch zieht: Es handelt sich um nicht weniger als um einen Zeitreiseführer. Touren rund um den Globus sind chronologisch geordnet und erzählen Spannendes aus der Erd- und Menschheitsgeschichte. Ein Abstecher in die Urgeschichte lässt sich genauso einplanen wie einer in das jüngste Zeitgeschehen der zurückliegenden Jahrzehnte. Und so wird auch mit diesem Buch das Verlangen nach mindestens einem zweiten Wanderleben unweigerlich groß.
„500 Walks. Legendäre Erlebnis-Wanderungen weltweit“ von Sarah Baxter. Knesebeck Verlag, 32,00 Euro.
Birding für Ahnungslose: Alles, was du noch nie wirklich zu fragen wagtest über das kleine Einmaleins der Vogelkunde, findest du in diesem unterhaltsamen, comicartigen Einsteigerbuch. Was zum Henker ist überhaupt das Ding mit Birding, wie die Vogelbeobachtung neudeutsch und hipp seit einiger Zeit auch hierzulande heißt? Was braucht’s zum Vögelgucken? Wann und wo sind Vögel zu sehen? Nur, um sich alsbald ans Eingemachte zu wagen: Wie kann man, selbst als eben ahnungsloser Anfänger mit etwas Übung ziemlich bald Vögel erkennen und unterscheiden? Hilfreich ist es, sich die verschiedenen Schnabel- und Schwanzform zu merken, ebenso wie Schritt für Schritt das Verhalten und den Gesang einordnen zu können. Und weil das Buch problemlos an einem Abend ausgelesen ist, kann es am nächsten Morgen dann auch schon direkt losgehen mit dem Vogelbeobachten. Denn von Birding hat man jetzt zumindest schon mal eine allererste Ahnung.
„Birding für Ahnungslose. Wie du Vögel in dein Leben lässt“ von Veronika Mischitz. Kosmos Verlag, 17,99 Euro.
Magie des Staunens: Rachel Carson ist, wenn man so will, die Wegbereiterin für die US-Amerikanische Umweltschutzbewegung. Mit ihrem Buch „The silent spring“ hatte sie 1962 erstmals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den problematischen Einsatz von Pestiziden, allen voran DDT, gelenkt. Klar ist: Das was wir schützen wollen, müssen wir kennen. Wie sich die Faszination für die Natur, die Wertschätzung für das, was uns umgibt, an Kinder weitergeben lässt, erzählt sie im Essay „Magie des Staunens“. Mal geht sie darin gemeinsam mit ihrem Neffen, damals kaum zwei Jahre alt, an den nächtlichen, gischtumtosten Meeresstrand. Dann wieder begeistert sie ihn für eine Waldwanderung, bei der die Luft nach Fichte duftet und wo sich unter den Füßen ein bunter Teppich aus Blaubeeren, Hartriegel und Rentierflechten ausbreitet. Ob nun beim Beobachten des Vogelzugs oder beim Genießen eine Sternennacht, „einatmen kann man diese Schönheit … und darüber nachdenken, was es bedeutet, was man da sieht“, sagt sie.
„Magie des Staunens“ von Rachel Carson. Klett-Cotta, 20,00 Euro.
Transparenzhinweis: Mit Ausnahme von „Magie des Staunens“ wurden mir die Bücher von den jeweiligen Verlagen als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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