Mit dem Rad über den Kraterrand
Der Kraterrand, der das Nördlinger Ries kreisrund umschließt, sei in der Landschaft kaum auszumachen, hatte ich in einer Reisebeschreibung in den Weiten des Internets gelesen.
Wer auch immer das geschrieben hatte, konnte weder sonderlich genau geschaut haben noch mal mit dem Fahrrad aus dem flachen Kraterbecken herausgestrampelt sein. Allerspätestens, wenn die Oberschenkel dabei nach einem immer noch etwas kleineren Gang verlangen, ist nämlich klar: natürlich geht’s da hoch!
Kraterbecken, Kraterrand – verantwortlich für die eigentümliche Landschaft rund um Nördlingen ist ein Asteroid. Das Gesteinsgeschoss, das wohl mehr als einen Kilometer im Durchmesser maß, knallte vor etwa 14,5 Millionen Jahren mit mehr als 70.000 Sachen auf die Erde und löschte in einem Umkreis von einhundert Kilometern innerhalb von Sekunden jegliches Leben aus. Durch den Einschlag wurden Gesteinsmassen in die Luft und bis zu 50 Kilometer weit geschleudert. Gegenüber dem Kraterbecken erhebt sich der so entstandene Kraterrand heute bis zu 120 Meter.
Ich bin glücklich, als wir aus München kommend bei Harburg den, wie es scheint, letzten Anstieg des Tages geschafft und damit das Nördlinger Ries erreicht haben. Schon lange hatte ich einen Ausflug hierher im Kopf. Dass wir dafür nun im Fahrradsattel sitzen, war eher einer Aneinanderreihung von Umständen geschuldet als einem echten Plan. Und genau das fühlt sich gerade gut an.
Ob nun beflügelt durch die Aussicht auf das Erreichen des Tagesziels oder weil es eben zumindest ein paar Meter „hinab“ in das Kraterbecken sind – in jedem Fall gehen mir nach einem Durchhänger die letzten Kilometer wieder recht leicht aus den Beinen. Und am nächsten Morgen ist ein gutes Frühstück die allemal beste Grundlage für den Rückweg und das Bergauf über den Kraterrand.