Bergsofa Vermischtes

Buchtipp: Nie wieder tot. Mord am Gardasee

Nie wieder tot

Oder: Über das Paar-Verhalten in der Vertikalen

Es muss Leute geben, die – ohne dass sie selbst klettern – einen Krimi lesen, der in der (Münchner) Kletterszene spielt. Das stelle ich mir etwa so unterhaltsam vor wie … sagen wir mal: die Gala zu abonnieren, ohne sich für Stars, Sternchen und C-Promis zu interessieren.

Nie wieder tot“ – Ein Berg- und vor allem: Kletter-Krimi also. Einen ganz guten Reim auf’s im Buch verwendete Kleine Kletter-ABC – vom „Ablassen“ über „Friends“ und „Prusikschlingen“ bis hin zum „Zug“ – können sich dann dank des Glossars von Irmgard Braun tatsächlich auch die Leser machen, „die unbegreiflicherweise nicht klettern …“.

Arco ruft …

Das verschmitzt-verwunderte Kopfschütteln der Autorin spürt man förmlich in dieser Formulierung. Verständlich ist ihre Reaktion, denn seit 30 Jahren klettert sie ausgiebig in den Gebieten, die in dem Krimi eine wichtige Rolle spielen: In der Fränkischen Schweiz, in den Dolomiten und rund um Arco.

Überhaupt Arco: Passionierte Kletterer kennen dort natürlich jede Kletterroute, jedes Eis-Café und jeden Sportladen und werden diese auch im Krimi wiederfinden. Kletter-Novizen können sich in Vorbereitung auf ihren bevorstehenden Arco-Aufenthalt (früher oder später, so heißt es: ein Muss …) schon mal an der Aussprache und Verortung der im Buch beschriebenen Locations versuchen.

Stupsis Gspusi

Die Geschichte ist schnell angerissen: Romy liebt das Klettern. Nicht aber mehr ihren Ehemann. Denn von dessen dunkler Seite ahnt sie ein erstes Mal während eines Klettertrips im Fränkischen. Und lässt ihn daraufhin in reichlich misslicher Lage im Seil baumeln. Sie selbst seilt sich nach Arco ab. Wohin denn sonst?, schließlich ist die Kleinstadt nördlich des Gardasees ein Brenn- und Sammelpunkt für internationale Kletter-Begeisterte.

Dort lässt sich Romy, von ihrem Mann auch Stupsi genannt, auf ein Gspusi mit ihrem Klettertrainer Bernd ein. Wirklich verwunderlich ist dieses Techtelmechtel nicht, flogen doch zwischen den beiden schon in den zurückliegenden Monaten, in der Thalkirchner Kletterhalle, reichlich die Funken.

Dann aber bearbeitet jemand das Kletterseil von Romy mit Batteriesäure. Das ist der Tod des Seils. Und im Zweifels- und Normalfall wohl auch des Kletterers. Wenn man nicht gerade wie Romy riesiges Glück im Unglück hat. Doch das ist erst der Beginn einer Reihe krimineller Ereignisse, die sich nun überschlagen …

Nie wieder tot
Nie wieder tot: Mal leicht lesen statt schwer klettern.

Und sonst so?: Ein wenig philosophisch geht’s spätestens dann los, wenn Lebenskonzepte scheinbar gänzlich unvereinbar gegenübergestellt sind: beruflicher Erfolg und Geld hier, Klettern und Lebensfreude dort. Zwischen den Zeilen lässt sich lesen, wie’s um das Verhältnis der Frauen zum Klettern steht. Oder besser gesagt: Das Verhältnis einiger Männer dazu. Selbst vor 30 Jahren waren ernstzunehmende Klettereien für Frauen eher ungewöhnlich (wie überhaupt die Bergsteigerei noch vor wenigen Jahrzehnten). Und manch Befindlichkeit hat sich zumindest in Teilen der Gesellschaft offenbar selbst in jüngere Generationen hinüber-sozialisiert.

Eins ist sicher: Das Buch liest sich weg. Es ist leicht wie ein lauer Sommerabend. Mein Exemplar hätte mit auf eine Wochenendtour in die Tannheimer Berge gesollt. Dazu kam es nicht, denn es war bereits zuvor in Windeseile ausgelesen.

Der Bergkrimi „Nie wieder tot. Mord am Gardasee“ von Irmgard Braun ist im Bergverlag Rother erschienen. Erhältlich im Handel oder direkt beim Verlag für 12,90 Euro. ISBN 978-3-7633-7067-2.

„Nie wieder tot“ hat mir der Bergverlag Rother als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

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