Hölzchen und Stöckchen

Glei samma da …

Wanderung Richtung Sabachjoch

Oder: Bergsteigerlügen reloaded im Tannheimer Tal 

Einen in dicken Nebel gepackten Gipfel am ersten, gar keinen Gipfel am zweiten Tag. – Und trotzdem eine außergewöhnlich schöne Tour. Geht das zusammen? Definitiv: Ja! Es braucht nur acht geeignete Alpenstürmer für ein solches Unterfangen. Und eine positive Grundeinstellung. Ebenfalls immer mit dabei: Die eine oder andere Bergsteigerlüge.

Spätestens seit Stefan Frühbeis, Moderator beim Bayerischen Rundfunk, vor einigen Jahren eine praktische Einführung in die Alpin-Psychologie gegeben hat, wissen wir: Es gibt Situationen, in denen die einen Bergsteiger die anderen Bergsteiger aufzumuntern versuchen mit ihren Bergsteigerlügen. Und zur Verzweiflung bringen. Denn:

Nachdem das bedeutendste Thema am Berg nicht etwa die Schönheit der Gegend oder die Freude über das persönliche Wohlbefinden ist, sondern das Wetter, lautet eine wichtige Bergsteigerlüge:

„Des hört glei auf mim Renga“ oder „Da hint reissts scho auf!“

Reifere Alpinisten durchschauen diese Lüge dank ihres Erfahrungsschatzes. Sie wissen: Es hört niemals gleich zu regnen auf, wenn man erst einmal nass ist. Und es reißt auch erst auf, wenn man tropfnass in der kalten Hütte oder am Auto angekommen ist.

Nun hatten wir gleich in mehrfacher Hinsicht Glück (mal ganz abgesehen davon, dass bei uns niemand den anderen zur Verzweiflung getrieben hat):

Zum einen hat es nicht mal geregnet. Nur wie in Watte gepackt war eben alles, kaum dass wir den Gipfel der Großen Schlicke in Angriff nehmen wollten. Allem Optimismus zum Trotz. – Weder wurde es  heller, noch leuchtete über uns die Sonne. Am Gipfel leuchteten indes wir. Und zwar sehr farbenfroh, hoben uns wirklich prächtig vom weiß-grauen Dunst ringsum ab. Bevor es zur Hütte hinab ging.

Gipfelfoto Große Schlicke
Große Schlicke (c) Zwerg am Berg

Apropos Hütte. Auch dort ist man vor Bergsteigerlügen nicht gefeit:

Bevor’s dort zur Nachtruhe geht, gibt es auch noch einiges zu beachten:

Der Alpinist ist erschöpft. Das Nachtlager naht, und zwar im Sinn des Wortes. „Lager“ sind im alpinen Sprachgebrauch enge Kojen, zumeist bestückt mit Decken aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, deren Aufschrift „Fußende“ aus hygienischen Gründen unbedingt zu beachten ist. Wenn sich der Bergkamerad neben Ihnen nach sechs Schoppen Wein zur Ruhe begibt mit den Worten … „I hab no nia gschnarcht!“, so dürfen Sie sicher sein, dass Ihre Ruhe in dieser Nacht nachhaltig gestört ist.

Zimmer Otto-Mayr-Hütte

Nun sind die Zeiten besagter kratziger, grauer Wolldecken auf den wohl meisten Hütten endgültig vorbei. Und auch unsere Hütte hatte nichts von einer kalten Absteige. Im Gegenteil: Die Otto-Mayr-Hütte hat vor einigen Jahren eine Rund-um-Kur bekommen. Sie empfing uns mit charmanten Zimmern samt schönstem Karo-Bettdecken-Kuschel-Faktor, einer warmen Dusche und einer vorzüglichen Verköstigung. (Nur etwas scharf war das Essen, aber dieses Malheur lässt sich ja bekanntlich durch ein extra Bier aus der Welt schaffen.)

Zum Dritten – und das ist mindestens genauso wichtig: Es riss am Abend tatsächlich auf, so dass wir ein von satt-gelb zu rosa und pink changierendes Bergleuchten erleben durften, das früher oder später alle nochmal auf die Terrasse kommen ließ. Nur um nach der Tourenplanung für den nächsten Tag in einen tiefen Schlaf zu fallen. Ohne Schnarchen, wohlgemerkt.

Nach einer derart ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück im herrlichsten Sonntags-Sonnenschein kann es am Berg nur noch eines werden: ganz entspannt. Unsere Tour führte uns zunächst hinauf zum Sabachjoch; später in einem großen Bogen hinab ins Tal. Inklusive einer letzten, ausgiebigen Pause auf der Hahlealpe. Für uns war dies der richtige Ort für eine der schönsten Bergsteigerlügen:

„Und des da hint is der Grossvenediger!“

Warnungen erübrigen sich hier: Bergsteigerlügen beim Panorama-Erklären sind vollkommen ungefährlich und haben keinerlei negative oder positive Auswirkungen. Nur der Großvenediger kann einem leid tun.

Hahlealpe
Hahlealpe (c) Outdoormädchen

Übrigens: Unterwegs war ich gemeinsam mit weiteren sieben Outdoor-Enthusiasten aus Süddeutschland: Ute (aka Zwerg am Berg), Stefanie (aka Gipfelglück), Sonya (aka soschyontour), Chris (aka Klimbingkorns), Corinna (aka Outdoormädchen) Karolin (aka Lina Luftig) sowie Kathrin (aka Fräulein Draußen). – Danke für eine wunderbare Blogger-Tour!

Noch eins: Aller guten Bergsteigerlügen sind sieben. Wenn Du die anderen vier kennenlernen möchtest, kannst Du’s auch hier nachlesen.

 

Du bist neugierig, was die anderen Bloggerinnen über die Tour denken und schreiben? Hier liest Du die Berichte:

Chris – Klimbinkorns: Outdoor Ladies … Bloggers Meet

Corinna – Outdoormädchen: Outdoorladies on the rocks

Kathrin – Fräulein Draußen: 8 Frauen und kein Todesfall

Sonya – Soschyontour: Outdoor Ladies just wanna have fun 

Stefanie – Gipfelglück: Sieben Tipps …

Ute – Zwerg am Berg: Blogger-Blind-Date 

 

 

 

  1. Pingback: 7 Tipps für ein Wanderwochenende in den Tannheimer Bergen-Gipfelglück

  2. Pingback: Outdoor Ladies goes Grosse Schlicke 2019m - Bloggers Meet | Klimbingkorns – the Passion of Rock Climbing

  3. Pingback: Ein Hüttenwochenende in den Tannheimer Bergen

  4. Pingback: Outdoorladies on the rocks II – Wanderung zum Sabachjoch | OutdoorMädchen

  5. Pingback: Aller guten Dinge sind drei | KulturNatur

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung