Glocknerumrundung: In sieben Tagen um Österreichs Majestät
Glockner satt! – Mit etwas Glück kann man sich auf der Großglocknerumrundung vom Anblick des höchsten Berges Österreichs fast täglich begeistern lassen. Und ganz für sich selbst entscheiden, welche Seite nun wirklich die Parade- und Schokoladenseite des Gipfels ist.
(Über die Tage 1 bis 4 kannst Du hier nachlesen.)
Tag 5 – Zur Stüdlhütte
Vom Kalser Tauernhaus geht es mehr als drei Kilometer im Tal entlang, immer leicht Höhe verlierend. Auf einem Steig nach links über die Daberklamm und Richtung Mairalm, von dort nochmals bergab, bevor es in zahlreichen Kehren das Schnitztal hinauf geht.
Ist bis hierher erst einmal hauptsächlich Strecke zu bewältigen, wird es nun interessant: In der Teischnitzebene hat das Auge freien Blick. Auf den Großglockner. Gleich rechts ein paar Meter bergan gibt es eine Bank. Wunderbar geeignet für eine lange Mittagsrast. Weiter über den Herrensteig, immer Richtung Stüdlhütte. Das Glocknermassiv und seine Gletscher immer vor Augen.
Als wir die Stüdlhütte am frühen Nachmittag erreichen, sind auch die ersten Gipfel-Begeher des heutigen Tages schon zurückgekehrt. Euphorische Berichte, glückliche Gesichter. – Keine Frage: An einem so perfekten Tag wie heute möchte wohl jeder oben auf dem Großglockner stehen. Wir besteigen stattdessen kurz einen der Hausberge der Stüdlhütte, den Fanatkogel, der in etwa 20 Minuten zu erreichen ist.
Tag 6 – Zum Glocknerhaus
Müde geht es am Morgen weiter: Wir hatten Pech mit einigen unserer Lager-Nachbarn, welche bei ihrem nächtlichen Start partout keine Rücksicht auf diejenigen nahmen, die erst später – heißt: gegen sechs Uhr – aufstehen und zu ihrem Tagesziel aufbrechen wollten.
Nachdem die meisten, die auf der Stüdlhütte übernachtet haben, gen Großglockner losmarschiert sind, heißt es für uns, durch den Schutt des Gletschervorfelds vom Ködnitzkees zu gehen. Nach einer Weile treffen wir auf den Johann-Stüdl-Weg, den wir aber bald wieder verlassen müssen, um recht steil zur Pfortscharte hinaufzukommen. Zum Glück liegt der Weg im Schatten, sonst wären die Höhenmeter durch das Geröll es eine Qual. Auf der anderen Seite geht es nicht ganz so steil hinab ins Naßfeld, einige Minuten bequem weiter. Wieder einige Höhenmeter gewinnend, erreichen wir die Salmhütte.
Spielt das Wetter nicht mit oder möchte man kürzere Etappen genießen, ließe sich auf der Salmhütte ebenfalls nächtigen. Wir laufen indes weiter auf dem Wiener Höhenweg Richtung Osten. Der Weg ist wunderbar zu laufen, in einem nur ganz leichten Ab und wieder Auf. Erst Richtung Mittlerer Leiterkopf geht es ein Stück steiler bergauf, hier gibt es einige kurze Seilversicherungen.
Auf der Nordseite dann einen kurzen Moment steil hinunter. Wir könnten über die Staumauer direkt zum Glocknerhaus weiterlaufen, entscheiden uns aber für eine kleine Zusatzrunde: Auf etwa 2.350m zweigt ein (aufgelassener?) Steig Richtung Grüne Tür ab. Der Steig endet im Unteren Pasterzenboden. Von hier aus folgen wir dem Gletscherlehrpfad nochmals etwa 300 Höhenmeter aufwärts. Am Pfad gibt es Markierungen, bis wohin der Gletscher einst reichte. Besonders eindrücklich: In den letzten Jahrzehnten wurden die Abstände zwischen den Markierungen immer größer. Heißt: Der Gletscher hat immer rasanter an Länge und Volumen verloren.
Der Pfad endet an der Franz-Josefs-Höhe, wo wir mitten hineinkatapultiert werden in den PKW-, Bus-, Wohnwagen- und Motorrad-Tourismus. Von hier aus schaut man auf die angepriesene Paradeseite des Großglockners, entsprechend viele Touristen kommen über die Großglockner Hochalpenstraße hinauf. Interessant ist das Besucherzentrum, dessen Ausstellung wir uns ausgiebig anschauen. Inzwischen ist es später Nachmittag, der Großteil der motorisierten Tagestouristen ist wieder abgereist, Ruhe kehrt ein im Touristik-Hot-Spot. Wir laufen 300 Höhenmeter hinab zum Glocknerhaus.
Das Glocknerhaus ist ursprünglich eine ÖAV-Hütte. Heute wird es als Berggasthof geführt. Wer mag, kann weiterhin Lager unter dem Dach übernachten. Bequemer ist aber in einem der zweckmäßigen Zimmern.
Wirklich hervorragend ist das Essen im Glocknerhaus: An diesem Abend entscheiden wir uns für einige Kärntner Schmankerl. Überhören, dass der Kellner auf die Größe bzw. Mächtigkeit der Portionen hinweist. Nach einer Vorspeise bleiben vom Hauptgang selbst mit dem besten Willen große Reste übrig. Doppelt schade, denn alles war vorzüglich!
Tag 7 – Der Kreis schließt sich: Nach Fusch
Morgens noch ein letztes Mal gen Glockner geschaut, bevor es über weite Almwiesen nach Norden geht. Weiter oben, an den Überbleibseln des Südlichen Pfandlschartenkeeses bis hin zur unteren Pfandlscharte, wabern viele Wolken.
Von hier aus geht es nur noch bergab: Erst über und neben dem Nördlichen Pfandlschartenkees entlang. Dabei handelt es sich um ein mehr oder minder stark mit Altschnee gefülltes Kar. Wir entscheiden uns für den Pfad links, also westlich neben dem Schnee, genauso gut ließe sich aber über große Strecken auf dem Kees hinabgehen. Bald landen wir in einem weiten Mattengelände, bevor es in Kehren zur Trauneralm hinabgeht. Dort wird das Bier in der Holztränke gekühlt. Und erfrischt durch und durch.
Der Rest des Weges ist – insbesondere nach einer Woche oft fantastischer Ausblicke – wenig erwähnenswert: Zunächst noch recht hübsch hinunter zur Fuscher Ache, geht es weiter nach Ferleiten. Dort beginnt die mautpflichtige Großglockner Hochalpenstraße. Entsprechend umfangreich ist die Infrastruktur. Die letzten Kilometer nach Fusch halten wir uns etwas westlich und oberhalb der Straße. Wer zeitig genug in Ferleiten ist und sich an dem kleinen „Schönheitsfehler“ nicht stört, kann dieses Stück getrost mit dem Bus zurücklegen.
Lohnt es sich noch, die Taschenlampe zu zücken? Nein! – Im wirklich allerletzten Tageslicht kommen wir am Auto an. Überraschung: Statt einer Finisher-Medaille gibt es für jeden eine Großglockner-Schokolade. Die lässt müde Gesichter erstrahlen!
Drei Tipps für die Glocknerumrundung:
Wer in Fusch anfängt, kann allmählich seine Vorfreude, den Großglockner zu Gesicht zu bekommen, steigern. Die beeindruckendsten Anblicke hebt man sich so für die zweite Tourenhälfte auf.
Wer den Gleiwitzer Höhenweg aussparen möchte, startet von Norden kommend Richtung Mooserboden (bzw. 700hm darüber: zum Heinrich-Schwaiger-Haus). Am Ende der Umrundung geht es in dieser Variante von der Gleiwitzer Hütte direkt ins Tal.
In den meisten Touren-Beschreibungen nicht aufgeführt: Auf der Trauneralm lässt sich auch übernachten; was weitere Übernachtungs-Varianten für die individuelle Tourenplanung zulässt. Der Standard ist einfach; die Zimmer sind aber ansprechend eingerichtet wie anno dazumal. – Man meint, nicht einen Tagesmarsch, sondern ein Jahrhundert entfernt vom Tal zu sein.
Hinweis: Statt die „offizielle “ Glocknerumrundung zu gehen, haben wir uns an eine leicht modifizierte Variante gehalten. Sie entstammt dem Buch „Hütttentreks“ von Mark Zahel, erschienen im Bruckmann Verlag. Diese Version erfordert – vor allem, wenn man die Gelegenheit hat, den Gleiwitzer Höhenweg zu gehen – eine sehr gute Kondition.
Karte: Alpenvereinskarte 40. Glocknerrunde 1:25.000.