Gipfeltreffen mit Stephanie Kulak
(You can read this interview in English, too. Ausnahmsweise)
Woher kommt Deine Begeisterung für die Berge und fürs In-der-Natur-Sein?
Geboren in München, aufgewachsen in Stuttgart – da zwinkern einem am Wochenende die Alpen oder die Schwäbische Alb zu. Zudem habe ich fast jede Minute meiner Kindheit auf einem Aktivspielplatz am Waldesrand verbracht. Wenn man als Stöpsel nach Regenwürmern gräbt, Pferde striegelt und Spitzwegerich kaut, dann bleibt das mit der Natur irgendwie hängen.
Als Du noch in Deutschland wohntest, hast Du einen Jagdschein gemacht. Kurz darauf gingst Du nach Südafrika, um bei einem mehrwöchigen Field-Guide-Kurs alles über das Leben im Busch zu lernen. Irgendwie scheint’s Dir nicht ausgereicht zu haben, am Wochenende mal in die Natur zu fahren …
Für mich ist Afrika mehr als „nur“ die Natur. Es muss irgend etwas Archaisches sein, das die Seele (zumindest meine) berührt. Den Jagdschein habe ich nicht abgeschlossen. Er war der Versuch, mehr über die heimische Natur zu lernen. Das hat mir schöne Wochenenden im Wald beschert.
Dann die Entscheidung, ganz nach Südafrika zu ziehen. Du hast nach einer nochmals einjährigen Field-Guide-Ausbildung mehrere Jahre in einer Lodge gearbeitet und den Gästen die Natur erklärt – alles von den Big Five bis zum kleinen Spinnennetz. Inwiefern ist für Dich Natur in Südafrika anders als in Deutschland?
Vorab: Deutschlands Natur ist wunderbar! Der Unterschied: Ich habe dort eher das Gefühl, sie ist Teil des Menschen, unserer Kultur/Zivilisation. Vieles scheint „gezähmt“. In Afrika ist das Gefühl umgekehrt: Der Mensch ist Teil der Natur, bzw. der Wildnis. Man ist wieder voll auf all seine Sinne und Instinkte angewiesen, sonst kann das sogar das Leben kosten. Das musste ich erst wieder lernen – spannend!
Jetzt baust Du selbst eine Field-Guide-Schule mit auf. Und lebst dafür – natürlich – mitten im Afrikanischen Busch. Was treibt Dich an?
Das magische Licht kurz vor Sonnenuntergang, der Geruch der roten Erde nach dem ersten Regen, das Brüllen der Löwen, wenn ich gerade einschlafe, die tägliche Erkenntnis, wie alles in der Natur so wunderbar zusammenhängt. Der größte Treiber ist jedoch, meine Leidenschaft für die Wildnis mit anderen zu teilen und ein bisschen von dem weiter zu geben, was ich lernen und erfahren durfte.
Viele werden sich sagen: „Wahnsinn, diese Frau lebt ihren Traum!“ Gibt es trotzdem eine Wunsch-Tour, die Du gerne mal machen würdest?
Eine Wunsch-Tour hat sich schon erfüllt: Den höchsten Berg Lesothos, den Thabana Ntlenyana mit seinen 3.482m, zu besteigen (puuhh). Lesotho, auch „Das Dach Afrikas“ genannt, kann ich jedem Freund atemberaubender Berglandschaften empfehlen!
Und nun: Augen zu und träumen. Finanzierung und Zeit spielen keine Rolle – wohin geht’s?
Ab ins Gewusel von Bangkok – Freunde schwärmen und ich liebe asiatisches Essen! Oder: Expedition in den Dschungel Südamerikas. Natürlich inklusive Entdecken einer neuen Ameisen-Art. Es schlagen, ach, zwei Herzen …
Eine Hütte/Unterkunft, die Du besonders weiterempfehlen würdest?
Nochmal Lesotho: Die Malealea Lodge. Der Blick auf die Berge ist unglaublich schön und von dort kann man per Pony, Rad oder zu Fuß die tollsten Touren machen.
Zugegeben, diese Frage ist in Deinem Fall berechtigter als bei jedem anderen: Wo trifft man Dich, wenn Du nicht in der Natur bist?
In einem Museum oder Restaurant in Johannesburg (die Stadt ist besser als ihr Ruf!) oder in München-Stuttgart-Düsseldorf (wo viele liebe Menschen wohnen, die ich sehr vermisse).
Stephanie Kulak (Jahrgang 1971) stammt aus München. Ihre große Leidenschaft gilt der afrikanischen Wildnis. Vor vier Jahren machte sie Ihren Traum wahr und wurde Safari-Guide in Südafrika. Dort arbeitete sie zuletzt als „Headranger“ in einer 5-Sterne-Lodge. Heute leitet sie eine Trainingsschule für Guides – natürlich mitten im Busch (Marakele National Park).