Eine Garmischer Glaubensfrage?
Klar, wer als Urlauber oder Tagesausflügler nach Garmisch-Partenkirchen und Umgebung kommt, der möchte meist gerne auch aktiv sein. Sich bewegen, ein bisschen zumindest. Es muss ja nicht immer gleich und für jeden der Jubiläumsgrat oder der Anstieg auf die Zugspitze durchs Höllental sein.
Gemächlicher und nahezu von jedem machbar, dem ein paar Stunden zu Fuß an der frischen Luft nicht zu viel sind, ist eine Wanderung durch eine der beiden Klammen, die sich bei Garmisch-Partenkirchen befinden: Die Partnachklamm in unmittelbarer Nähe des Skistadions; die Höllentalklamm ein paar Kilometer weiter westlich und über Grainau zu erreichen.
Ist’s nun eine Glaubensfrage, welche Klamm man besuchen sollte? Nicht wirklich. Eher sprechen ganz praktische Gründe für die eine oder andere:
Ins Höllental
Die Höllentalklamm ist generell nur im Sommerhalbjahr geöffnet. Grob von Mai bis Oktober. Es muss in jedem Fall schneefrei sein. Auch ist ein Besuch der Höllentalklamm das zeitaufwändigere Unterfangen, denn vom Parkplatz am Haus Hammersbach bis zum Klammeingang sind es knapp drei Kilometer und rund 300 Höhenmeter. Die eigentliche Höllentalklamm ist etwa 700 Meter lang; die Wände der Schlucht sind bis zu 150 Meter hoch. Etwa eine Stunde Zeit sollte man in der Klamm selbst einplanen: Immer wieder bleibt man stehen, weil die Blicke so schön sind. Und, ja, es ist auch einiges los, so dass man eh nicht schnell voran kommt.
Hinter der Klamm weitet sich das Tal. Einige bleiben am Bach sitzen und machen hier ihre Brotzeit, die meisten gehen jedoch noch rund eine halbe Stunde weiter um zur Höllentalangerhütte zu kommen. Ab 2015 wird ein moderner Ersatzbau genutzt, nachdem die alte Hütte arg in die Jahre gekommen war und 2013 abgerissen wurde.
Zurück geht’s dann entweder den gleichen Weg. Oder – für Trittsichere und Erfahrene – über den sehr aussichtsreichen Stangensteig.
Entlang der Partnach
Die Partnachklamm hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen ist sie leichter erreichbar als die Höllentalklamm. Zum anderen ist sie rund ums Jahr geöffnet. Sofern die Witterungsbedingungen es zulassen.
Wenn man so will, ist die Partnachklamm die kleine Schwester der Höllentalklamm. Ähnlich lang, allerdings hat sich die Partnach „nur“ etwa 80 Meter in den Fels gearbeitet. Letztlich ist aber auch das sehr imposant. Vor allem im Winter: Das nämlich ist die Jahreszeit, in der’s hier endgültig beeindruckend wird.
Ist’s lange kalt genug, hängen im Winter in der Partnachklamm riesige Eisvorhänge von den Wänden. An sonnigen Tagen ist das ein besonders bezauberndes Spektakel. Zwar ist es im tiefen Klammeinschnitt im Winter entsprechend dunkel. Wenn man aber Richtung des strahlend blauen Winterhimmels schaut, schimmert das herunterhängende Eis in den schönsten klar-weiß-blau-grünen Tönen.
Hinter der Klamm öffnet sich der Weg in das Reintal. Entweder geht man von hier wieder zurück. Oder wählt eine der Rundweg-Optionen: Nach rechts (und damit Westen) über die Partnach-Alm, nach links (und damit Osten) über das Vordergraseck und/oder den Eckbauer. Hier wie da hat man immer wieder wunderbare Blicke aufs Wetterstein.
Tipps:
Jacke statt Regenschirm: In einer Klamm fließt Wasser. Und es tropft eigentlich überall von den Wänden. Hinzu kommt hier und da die Gischt von manchem Wasserfall. Eine Regenjacke sollte auf jeden Fall im Gepäck sein. Ein Schirm ist weniger dienlich (stört einen selbst und die anderen), da die Wege schmal sind und immer wieder durch enge Tunnel führen.
Zusätzlicher Pullover: Wegen der hohen Wände kommt nur wenig Sonne in die Klamm, es ist dauerhaft angenehm kühl (Hochsommer) bis kalt (Rest des Jahres). Selbst im Sommer schadet eine zusätzliche Kleidungsschicht nicht. Also einfach einen Pullover oder ein extra Shirt im Rucksack dabeihaben.
Vorher anrufen: Während Tauwetterperioden muss die Klamm immer wieder auch mal für ein paar Tage geschlossen bleiben. Wer die Partnachklamm im Winter besuchen möchte, sollte vorher kurz anrufen, ob sie tatsächlich geöffnet ist. Am besten direkt beim Klammwart. Ist das Kassenhäuschen nicht besetzt, springt das Tonband an.
Beide Klammen verbinden: Wer Trittsicherheit, alpine Erfahrung, etwas Ausdauer und einen Ticken mehr Zeit mitbringt, kann im Sommerhalbjahr die Besuche der Höllentalklamm und der Partnachklamm auch in einer sehr empfehlenswerten zweitägigen Tour mit Übernachtung auf dem Kreuzeckhaus verbinden. Wie diese Runde aussehen kann, ist am Ende dieses Artikels nachzulesen.