Bergauf Hier & da hin

Raus aus der Komfortzone!

(Vollmond-)Wanderung auf den Heiglkopf

Wenn Du’s Dir an einem Samstagnachmittag zu Hause gerade so richtig gemütlich gemacht hast, fragst Du Dich natürlich schon, ob Du wirklich noch mal raus willst. In dieses triste Grau. Wenn dann ein Freund, der näher dran ist am Zielort, sagt: „Hier regnet’s …“, dann kommst Du ordentlich ins Zweifeln. Noch mehr, wenn später, auf dem Weg gen Süden, das Trübsal einfach kein Ende nehmen will: bleigrauer Himmel. Daraus fällt ein Niederschlag, der nicht so richtig weiß, ob er noch Regen oder schon Schnee sein will. Und wenige Stunden später, nach der kleinen Wanderung, weißt Du: Alles richtig gemacht!

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen

Wahrscheinlich haben wir einem Jahrhundert-, wenn nicht gar Jahrtausendereignis beigewohnt, ohne es so recht zu wissen: Vollmond am Nikolaustag. Noch dazu familien- und arbeitnehmerfreundlich an einem Samstag gelegen. Ganz ehrlich – allzu oft kann das doch nicht passieren, oder?

Alle eventuellen Vorstellungen einer wunderbar romantischen Vollmondwanderung im Schnee sind endgültig zunichte gemacht, als wir auf dem Parkplatz am Waldrand unsere Autos abstellen. Die Temperatur ist zwar von großstädtischen vier auf ländliche ein Grad gesunken. Und inzwischen kann man’s eindeutig als Schnee erkennen, was dort vom Himmel fällt. Aber er ist schwer und nass. Bleibt nicht liegen auf dem braun-grauen Boden.

Auch, wenn wir am liebsten sofort in das Lokal verschwinden würden – mit etwas Überwindung schaffen wir es, dieser Versuchung nicht nachzugeben. Stattdessen Richtung Heiglkopf loszulaufen, der etwa eine Stunde und knapp 400 Höhenmeter weiter oben liegt.

Mehrere Überraschungen bringt diese Stunde mit sich: Ein erstes, dann noch ein zweites Pärchen kommen uns in der Dunkelheit entgegen. Offenbar gibt es genügend andere, die dem Drang folgen mussten, selbst heute einfach unterwegs zu sein. Dann hört der Niederschlag schneller als gedacht kurz auf. Bevor er weiter oben übergeht in Schnee, der den Namen wirklich verdient hat.

Wo sind wir und wo geht es hin? (c) Markus Block
Wo sind wir und wo geht es hin? (c) Markus Block

Kurz unter um dem Gipfelkreuz auf 1.205m dann haben wir plötzlich einen annähernd freien Blick. Die Landschaft hat was von einem Caspar David Friedrich bei Nacht: in den Tälern wabert der Nebel in Schwaden. Auf der einen Seite sehen wir tatsächlich ins erleuchtete Tölz hinunter. Auf der anderen Seite machen wir ein einsames Licht am Berg aus. Wir tippen auf das Blomberghaus.

Eine Vollmondwanderung. (Fast) Ohne ihn.

Gegenüber einem sternenklaren Himmel sei das Mondlicht 250 Mal stärker, habe ich mal gelesen. Da verwundert es nicht, dass wir bergab irgendwann die Stirnlampen ausschalten können: Der Mond ist zwar hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen. Doch diffus dringt das Licht durch diese hindurch. Und leuchtet auch die Hänge an: Der Wald hat uns ausgespuckt. Die Wiesen ringsum sind weiß angezuckert. Hier eine hohe Tanne, dort ein Almgebäude. Alles liegt ruhig und still vor uns.

Später, nach einem schmackhaften Essen im Gasthaus Waldherralm, treten wir vor die Tür. Und siehe da: Der Star des Abend zeigt sich. Etwas schüchtern zwar, noch immer ganz leicht verschleiert. Aber immerhin. So sind wir Mond-selig.

Danke: Dem einen dafür, dass er sich daheim aufraffen konnte. Dem anderen, dass er nicht abgebrochen hat, auch wenn ihm heute eigentlich nicht nach irgendwelche-Höhen-erklimmen zumute war. Und ihr wiederum, dass sie die alles entscheidende Überzeugungskraft hatte, die mir im anfänglichen tristen Nass auf dem Parkplatz wahrscheinlich gefehlt hätte. Um uns alle auf den Gipfel zu bringen. Und um hinterher festzustellen: Es war genau die richtige Entscheidung. Wir wollen diesen Abend nicht missen.

Tipps: 

Speziell im Dezember gestaltet es sich schwierig, einigermaßen geeignete Hütten oder Gasthöfe für eine Nachtwanderung zu finden. Viele DAV-Hütten haben geschlossen, Forsthäuser oder Wirtschaften sind mitunter im Urlaub. Von München aus gut zu erreichen ist die Waldherralm: Gelegen am Bergfuß und Waldrand bei der kleinen Gemeinde Wackersberg, zwischen Bad Tölz und Lenggries, dürfen sich Gäste hier auf schmackhaftes Essen und ein freundliches Team freuen.

Vom Parkplatz unterhalb der Waldherralm geht es in etwa einer Stunde auf direktem Weg zum Heiglkopf. Man kann auch eine Rundwanderung machen. (Längere) Alternativen (für den Tag) sind eine Verlängerung über den Blomberg und Zwiesel.

Eine weitere Alternative (allerdings wegen Schließzeit nicht Anfang Dezember!) ist das Bodenschneidhaus weiter im Osten. Dorthin lässt sich beispielsweise gut auch bei Nacht vom Spitzingsee hinüberwandern.

Kennst Du weitere empfehlenswerte Alternativen? – Nutze gerne die Kommentarfunktion!

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