Vom Prinz-Luitpold-Haus auf den Hochvogel
Ja, richtig gelesen: Der Hochvogel is’n richtig alter Hochstapler! Ich mein‘ – schon von ganz weit und aus allen Richtungen erkennst du ihn. Mit seiner markanten pyramidenförmigen Gestalt. Er kommt dabei nicht Matterhorn-schlank daher, sondern gibt sich massiger, behäbiger. Dennoch wunderschön. Irgendwie aber auch abweisend. Für mich war der Hochvogel, seit er mir das erste Mal ganz hinten, am Horizont, gezeigt wurde, vor allem eins: respekteinflößend.
Wenn du aus der Ferne zu einem Berg schaust, dann passiert es ja immer wieder mal, dass du dir schier nicht vorstellen kannst, wie’s da je einen Weg zum Gipfel geben soll. Oft genug fällt dann der Spruch: „Aus der Nähe betrachtet löst sich das alles auf!“ Soll heißen: Der Berg ist in Wirklichkeit gar nicht so steil, wie er Anfangs scheint. Der Weg ist plötzlich ganz offensichtlich und hervorragend zu gehen. Und der Anstieg, wenngleich kein Kinderspiel, so doch eben deutlich einfacher als zunächst angenommen.
Beim Hochvogel nun: Egal, wie nah ich ihm kam – hier löste sich erst mal gar nichts auf. Vom nahegelegenen Glasfelderkopf nicht. Auch nicht von der noch näheren Nördlichen Fuchskarspitze. Nicht mal von der Kreuzspitze. Und die ist nun wirklich vis à vis, kaum zwanzig Meter Luftlinie zum Einstieg des eigentlichen Gipfelwegs auf den Hochvogel; von diesem einzig getrennt durch eine kleine Einsattelung.
Wir also auf der Kreuzspitze. Und gegenüber: Wie Insekten schienen die Wanderer an der Flanke des Hochvogels festzukleben. Kleine rote, grüne und blaue Punkte, die im Zickzack einem unsichtbaren Faden nach oben folgten. Und jeden Moment, so schien es, könnte einer seine Haftung verlieren und einfach runterpurzeln. Da half für uns auch kein Perspektivwechsel.
Erst als wir selbst den Weg unter die Füße nahmen … löste sich tatsächlich alles auf: Der Pfad entpuppte sich als mehr als breit genug. Uns umblickend, schien der Hochvogel nun einfach nur eine ziemlich hoch aufgetürmte Schutthalde zu sein. Und fast ein wenig enttäuschend war’s, dass der Gipfel an diesem Sommertag schlussendlich gar so leicht zu haben war.
Doch der Blick von ganz oben: einfach wunderbar und absolut lohnenswert! Hochstapler hin oder her.
Gut zu wissen:
Erst mal zum Prinz-Luitpold-Haus: Mit Auto oder Bus bis Hinterstein. Am Dorfende geht ein Bus bis zum Giebelhaus (10 km, 4,30 Euro). Alternativ auch mit Rad oder zu Fuß – das geht jedoch immer auf oder an der Fahrstraße entlang. Vom Giebelhaus sind noch 3 Stunden ausgeschildert, die meisten werden aber (deutlich) weniger Zeit benötigen. Erst auf einem Asphaltweg, dann mäßig steil, vorbei an der Unteren Bärgündelealp, hinauf zur DAV-Hütte.
Vom Prinz-Luitpold-Haus: Sehr schön ist ein Rundweg. Im Aufstieg über die Kreuzspitze (zum Schluss ein längeres drahtseilversichertes Stück). Im Abstieg über den Kalten Winkel und die Balkenscharte.
Ausrüstung: Je nach Bedingungen – Stöcke, Grödel und ein Helm empfehlenswert. Im Abstieg von der Kreuzspitze fliegt schnell mal ein Steinchen rum. Speziell, wenn viele Wanderer unterwegs sind, hat ein Helm was beruhigendes. Der Kalte Winkel hat je nach Jahreszeit mehr oder weniger (verharrschten) Schnee. Hier ist mitunter Vorsicht angesagt.
Alternativer Aufstieg: Von Hinterhornbach über den Fuchsensattel; der Weg führt ebenfalls in den Kalten Winkel. Achtung: Eine weitere Variante, der Bäumenheimer Weg, ist seit September 2014 offiziell gesperrt. Grund ist eine Felsspalte im Gipfelbereich, die in letzter Zeit deutlich größer geworden ist. Laut Experten herrscht hier große Felssturzgefahr. Weitere aktuelle Infos am besten auf der Seite des DAV Donauwörth.
Weitere Gipfel: Als Wanderziele rund um das Prinz-Luitpold-Haus bieten sich außerdem vor allem der Wiedemerkopf sowie die Nördliche Fuchskarspitze und der Glasfelderkopf an.