Auf dem Gottesacker
Manche Namen von Gebieten oder Bergen hörst du … und sie prägen sich dir ein. E-WIG-KEI-TEN willst du sie mit eigenen Augen sehen. Nur, du kommst nie dazu. Und dann? Plötzlich genau die richtige Gelegenheit.
Zwei meiner langjährigen Kandidaten: Der Hochvogel. Und der Gottesacker. Beide im Allgäu gelegen. Beide genau auf der Grenze zwischen Bayern und Österreich. Beide sind – wenngleich ganz unterschiedlich in ihrem Äußeren – rau, abweisend. Und doch an einem schönen Tag viel handzahmer als man aus der Ferne denken würde. Faszinierend.
Der Gottesacker also. Ein 25 Quadratkilometer weites Karstplateau. Aus sogenanntem Schrattenkalk. Die meisten Wanderer kommen von der Ifenhütte (am südlichen Ende) zum Gottesacker. Dort ist das Plateau von den imposanten Abbruchkante des Hohen Ifen begrenzt (die übrigens durchaus an die Mesa Verde in Colorado erinnert).
Wenn du auf den Gottesacker gehst, wird dir empfohlen, auf einem der (wenigen) Wege zu bleiben, die mit roter und weißer Farbe auf die Steine gepinselt wurden. Ohne diese Markierungen ist es tatsächlich ein ziemlich schwieriges Unterfangen, zügig und wohlbehalten über das Plateau zu finden. Denn durch die besondere Beschaffenheit des Schrattenkalks ist das Areal zu großen Teilen komplett zerklüftet. Immer wieder kleinere, kaum ein Meter flach ausgewaschene Stellen. Dann schmale, aber tiefe Gesteinsspalten. Und hier und da, weit aufgerissene, große Löcher. Manchmal gefüllt mit Schnee. Manchmal tief und dunkel, Höhlen bildend. Wie das 77 Meter tiefe Hölloch, das den Eingangsschlund zu einem knapp elf Kilometer langen Höhlensystem bildet.
Drei Varianten, um den Gottesacker zu bewundern:
Für Eilige – die kleine Runde: Von der Ifenhütte, zunächst gemeinsam mit den Wanderern, die auf den Hohen Ifen wollen, etwa eine Stunde bergauf. Die Hoher-Ifen-Wanderer biegen alsbald nach links ab. Zum Gottesacker weiter leicht rechts/geradeaus. Über das Hahnenköpfle gibt es einen Rundweg, für den man weniger als eine Stunde benötigt. Der Weg führt wieder zu einer Weggabelung am Aufstiegsweg zurück, von dort geht’s auf bekanntem Weg zurück zur Ifenhütte.
Für Genießer – die mittlere Runde: Zunächst ebenfalls von der Ifenhütte über das Hahnenköpfle . Statt dem Rundweg nach rechts zu folgen, biegt man nach links/Osten ab und geht tiefer in der Gottesackerplatau hinein. Nur an wenigen Stellen gibt es nennenswerte Vegetation in Form einiger Latschenkiefern. Erst an der verfallenen, aber markierten Gottesackeralpe kommt wieder mehr Grün auf die Steine. Von der Gottesackeralpe nach rechts/Süden Richtung Gottesackerloch und (schon im Tal) zum Württemberger Haus. Dauer: etwa 4-5 Stunden
Für Ausdauernde – die große Runde: Zunächst wie „für Genießer“ zur Gottesackeralpe. Dort aber statt nach rechts zum Tal abzubiegen, weiter geradeaus/Osten. Am Torkopf vorbei und am Windecksattel nach rechts abbiegen ins Tal. Dauer: ca. 7 Stunden.
Gut zu wissen: Vor allem auf den Varianten für Genießer und Ausdauernde solltest du unbedingt genügend zu trinken mitnehmen. Unterwegs keine Einkehrmöglichkeit, kein Wasser!
Karte: Alpenvereinskarte BY2 (1:25.000)
Das Kleinwalsertal habe ich auf Einladung von Kleinwalsertal Tourismus erkundet.