Abendrot statt Unwetter
Aus norddeutscher Sicht ist München ja sehr nah an den Bergen. Aus – sagen wir mal – Innsbrucker Sicht jedoch ist München vor allem eins: Verdammt weit weg von den Bergen.
So erklärt sich auch, dass es für Bergbegeisterte in der bayerischen Metropole eher die Ausnahme ist, „mal schnell zum Afterwork“ am Berg zu sein. Es sei denn, es ist der Olympiaberg. Von dem lässt sich bei gutem Wetter immerhin wunderbar zu den „echten“ Bergen schauen.
Wohin aber, wenn’s tatsächlich zu einem Afterwork an einen richtigen Berg gehen soll? Eine hübsche Option ist der Laber bei Oberammergau. Je nachdem, wo man in München arbeitet, in 60 bis 90 Minuten zu erreichen.
Zugegeben: Lange Zeit kannte ich ja nur einen seiner Nebengipfel – das Ettaler Manndl. Erst, nachdem ich schon mehrmals von Ettaler Seite dorthin unterwegs war, war ich auf den eigentlichen Hauptgipfel aufmerksam geworden. Das liegt wohl daran, dass der Gipfel selbst gar nicht so recht auszumachen ist, denn der höchste Punkt liegt etwas versteckt zwischen den Bäumen und ist letztlich nicht wirklich der Rede wert. Umso schöner ist aber der Weg über die Schartenköpfe auf den Laber.
„Unwetterwarnung für Kreis Ga-Pa. Aber um 16.30 vorbei.“ Diese kurze Nachricht lässt meinen Mut für eine Sekunde sinken. Sollten wir wetterbedingt unser Afterwork wieder einmal verschieben müssen?
Letztlich haben wir Glück. Weder regnet noch blitzt und donnert es. Ganz im Gegenteil: Die Wolken verziehen sich, die Sonne bricht durch. Und vor allem das Wetterstein, das ganz im Westen in der Zugspitze gipfelt, wird in die schönsten Pink- und Rosa-Töne getaucht. Vom Blick auf die Berge im Hintergrund lenkt für einige Zeit nur ein Berg Käsespätzle auf meinem Teller ab.
Natürlich ließe sich nach Gipfelrast mit Käsespätzle und Bier auch noch eine nächtliche Wanderung hinunter ins Tal dranhängen. Die kann aber durchaus mit Blessuren enden, wie in Oberammergau überliefert ist:
In den 1960er Jahren brachen wohl einige Gäste nach dem einen oder anderen Bier Richtung Tal auf. Weit kamen sie nicht: Die meisten waren nicht mehr wirklich trittsicher. Einer verlor den Halt, stürzte ein paar Meter und brach sich einige Knochen. Mit reichlich Spott stellten seine Freunde nach dem Unfall ein kleines Gedenkkreuz auf. Bis in die 90er Jahre stand das Marterl wohl und berichtete:
isch do ebas args basierd.
Mit an Suff und in Sandalen,
isch a do hinobi g’faln.
Drum Wanderer, hast du einen Affen,
lass mit der Bahn dich owi schaffen!“
Auch wir halten uns dran. Und lassen uns runterfahren. Mit in der Gondel – sehr löblich – ein moderner Theodor, der uns anderen das gerade im Westen von Oberammergau auszumachende Quellgebirge erklärt. Ja, wir sehen es alle deutlich, perfekt angestrahlt von der dahinter verschwindenden Sonne. Er denkt über eine Erstbesteigung des höchsten Gipfels nach. Das müsste aber schnell gehen, bevor sich die Wolkenberge bereits am nächsten Morgen in Luft aufgelöst haben …
Tipp: „Langer Donnerstag“ heißt es immer im Juni, Juli und August bei der Laber-Bergbahn. Bis 22 Uhr fahren dann die vier Gondeln. Egal, wie das Wetter wird.
Erstmals gehört vom „Langen Donnerstag am Laber“ habe ich von Stefanie aka Gipfelglück. In ihrem Blog berichtet sie begeistert über diese und andere Bergtouren.
Mit Unterstützung des Tourismusverbands Ammergauer Alpen. Das Talfahrt-Ticket hat die Laber Bergbahn zur Verfügung gestellt.