Aufstieg zur Hohen Kisten
Hohe Kisten – einer dieser Berge, der nicht lange seine Namensherkunft erklären braucht. Die Autobahn gen Garmisch fahrend, erscheint bei Eschenlohe unser Ziel. Und es ist, was es schon im Namen vorgibt – ziemlich klobig.
Pünktlich um sieben ist das Auto abgestellt am Sportplatz des Ortes. Und wir verhaspeln uns gleich zum Start an der Archtallaine: Steuern zielsicher in die Schlucht hinein. Versuchen, uns einen halbwegs sinnvollen, aber reichlich steilen Pfad am rechten Rand einzureden. Um dann nach einigen Höhenmetern zu erkennen, dass sich hier wohl einzig das Wasser von oben einen Weg gebahnt hat.
Also retour und im nächsten Versuch den verwachsenen Pfad weiter unten gefunden. Ein alter Jagdsteig. – Das hört sich verwegener an als es ist, denn ihm können wir nun sehr problemlos folgen. Er ist nur kaum bis gar nicht markiert, sonst unterscheidet er sich nicht wesentlich von anderen schmalen Wanderpfaden.
Mühsamer wird es, als wir das Kistenkar erreichen. Eine Schotterwüste par excellence, in der es in reichlich vielen Kehren 500 Meter bis zum Ausstieg bergauf geht: Eine Kehre nach der anderen. Unzählige Steinmännchen. Hin und wieder mit diesem berühmten Zwei-Schritte-nach-vorn-einer-nach-hinten-Gefühl. Der Ausstieg, zumindest für uns, nicht ganz eindeutig. Wir versuchen, den logischen Weg durch die kurze Felsstufe zu finden und entscheiden uns für die, wahrscheinlich leicht umständlichere, rechte Variante. Wenige Minuten später stehen wir auf dem Gipfel der Hohen Kisten.
Etwas weiter südlich erblicken wir die Weilheimer Hütte, wir aber schlagen die entgegengesetzte Richtung ein und nehmen den teils lieblich-wilden Weg über das Pustertal-Jagdhaus gen Tal. Mit den Wanderern, die uns hier entgegenkommen, möchte ich wirklich nicht tauschen. Während der Sommermorgen im Kistenkar mit ausreichend Schatten versorgt war, brezelt die Sonne hier nun richtig rein.
Dass wir zum Schluss tatsächlich wie geplant dem Hahnbichlsteig gefolgt sind, lässt sich eine Weile gar nicht sicher sagen. Ich kann mich nicht erinnern, je ein so großes Wirrwarr an roten Punkten an den Bäumen gesehen zu haben. Dazu Forstwege und Pfade, die mit unserer Karte rein gar nichts mehr zu tun hatten. (Gehört die bald mal ausgetauscht? Es ist wohl die älteste in meiner Sammlung.) Nur, um dann trotzdem genau am richtigen Punkt rauszukommen.
Fazit: Durch das Kistenkar auf die Hohe Kisten zu steigen fällt eher unter die Kategorie „Fleißarbeit“. Wer’s trotzdem ausprobieren möchte: Wie so oft sieht der Weg aus der Ferne steiler aus, als er wirklich ist. Landschaftlich schön statt imposant rau ist in jedem Fall der Weg über das Pustertalkarl und der Rundum-Blick vom Gipfel über das Estergebirge. Über den abschreckenden Hinweis am Hahnbichlsteig, der Weg sei „Nur für Geübte“ und „Nicht bei Nässe und Dunkelheit“ begehbar, haben wir noch eine Weile gegrübelt, doch scheinbar sind wir nicht die einzigen, die diese Beschilderung für reichlich übertrieben halten. Dennoch wäre es nicht das erste Mal, dass wenig bergerfahrene Urlauber vor sich selbst geschützt werden müssen. Und dass das Hinweisschild seine Berechtigung hat.