Ein nächtliches Experiment – die andere Afterwork-Tour
Sind wir Trendsetter? Eher nicht, aber im November 2012 haben wir etwas genossen, dem nun auch der Bergverlag Rother als interessante Wandervariante ein komplettes Büchlein widmet: Einen Bergausflug unter nächtlichem Mondschein.
Für uns ging’s aufs Bodenschneidhaus. Schon einiges hatten wir vom dortigen Entenessen am Mittwochabend gehört und längst stand fest: Das wollen wir auch mal machen.
Sofort schießen da natürlich Bilder durch den Kopf: Mit Schneeschuhen bergauf zu stapfen, einigermaßen durchgefroren in die warme Stube zu treten, vielleicht gar mit dem Schlitten wieder gen Tal zurück zu sausen. Der fehlende Schnee machte uns in dieser Hinsicht zwar einen Strich durch die Rechnung, doch ein schönes Erlebnis war es allemal.
Unsere Autos hatten wir am Spitzingsattel stehen lassen. Diese Wegvariante wartet im Gegensatz zur zeitlich kürzeren, aber steileren Alternative von Fischhausen-Neuhaus mit weniger Höhenmetern auf. Dafür gilt es, mehr Distanz zu machen, was aber mit dem Schlitten kein Problem wäre. Denn der ließe sich ohne weiteres auch nachts nehmen – die Forststraße zur Oberen Firstalm ist breit genug, um auch im Dunkeln nicht versehentlich die Böschung hinunter zu purzeln.
Auf der Oberen Firstalm bietet sich eine Pause an. In unserem Fall hatte es auch eine zu diesem Zeitpunkt schon recht lustige Firmenfeier-Truppe zur Hütte geschafft. Eine Glühweinbude war aufgebaut und Feuerstellen loderten. Zu nah brauchten wir uns allerdings gar nicht stellen, denn beim Laufen wird’s natürlich ordentlich warm. Inzwischen war auch unsere Nachhut eingetroffen und gemeinsam nahmen wir die zweite Etappe in Angriff.
Der schmale Idealweg von der Oberen Firstalm zum Bodenschneidhaus, der nahezu auf gleicher Höhe verläuft, blieb uns verwehrt – zu viel Schlamm, der nun in den Abend- und Nachtstunden friert und unangenehm bis gefährlich werden könnte. Also heißt es: Höhe verlieren, zur Unteren Freudenreichalm absteigen, im 90-Grad-Winkel nach links, heißt: etwa West, abbiegen und das gleiche wieder bergauf. Richtig – vom Durchfroren-Sein ist man bei Ankunft am Bodenschneidhaus weit entfernt.
Dort dann die Überraschung: Obwohl mitten unter der Woche, ist die Stube gesteckt voll. Wir weichen auf den Nebenraum aus, der sich innerhalb kürzester Zeit ebenfalls komplett füllt. Kein Wunder, denn das Essen, das uns nach einiger Zeit gebracht wird, schmeckt köstlich.
Fazit: So schön eine winterliche Mondscheinwanderung ist – beim nächsten Mal würde ich auf Schnee warten, um mit dem Rodel abfahren zu können. Auch bei schönstem Vollmond (der kann sich ja hinter Wolken verstecken) macht es Sinn, seiner Stirnlampe lieber ein paar frische Batterien zu gönnen, bevor man früher oder später im Dunkeln tappt. Und: Ja, meine nächste Mondscheinwanderung mache ich am Wochenende, da muss ich wenigstens am nächsten Morgen nicht zeitig raus …
Es sei noch erwähnt: Inzwischen haben die Pächter gewechselt und noch ist nicht angekündigt, die schöne Idee des Entenessens am Mittwoch fortzuführen. Aber ich bin mir sicher, dass den Pächtern dort oder auf einer anderen Hütte ein attraktives Angebot einfallen wird, um auch unter der Woche den einen oder anderen zusätzlichen Gast auf der Hütte willkommen zu heißen. Wer Mondscheinwander-Ideen braucht: Einfach mal beim bewährten Rother im Büchlein „Mondscheintouren Bayerische Alpen“ blättern.