Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab
Orientierung ist alles! – Ich muss wissen, wo ich bin! In der Stadt. In den Bergen. Auf dem Land. Sonst werde ich leicht nervös. Habe ich’s farbig oder schwarz auf weiß vor mir, kann ich mir die Dinge viel besser merken. Dann kann der Tag entspannt seinen Lauf nehmen.
Kein Wunder also: Dass ich erst mal in google maps schaue, wenn ich unterwegs von einem neuen Ort höre, der mich interessiert. Dass ich ungern ohne eigene vernünftige Wanderkarte losziehe. Und dass ich – etwas anachronistisch vielleicht – einen Weltatlas mein eigen nenne, der sich wohl besser in Kilogramm statt in Seiten messen lässt.
„Karten!“ – Ein Buch, das schwer wie mein besagter Weltatlas daherkommt. Mit 520 Seiten. Keine Lektüre, die „so nebenbei“ läuft. Wenn man’s ernst nimmt und an einem Stück liest, eher eine Tour-de-Force durch die Geschichte der Kartografie. Eine sehr lohnende, allemal. Und: Natürlich lässt sich diese Reise auch in Etappen absolvieren. Namentlich in 22 Kapiteln. Angefangen bei den alten Griechen. Kolumbus darf natürlich nicht fehlen. Bis hin zur immer und überall verfügbaren Selbstkartierung unserer Zeit.
Es erzählt von Landkartenmythen und von bis heute Unkartierbarem. Von der Macht der Landkarten, die mitunter faszinierend wie ein Krimi zu lesen sind. Vielfach bebildert mit Ausschnitten oder ganzen Karten der jeweiligen Zeit. Einziger Wermutstropfen: Sämtliche Abbildungen sind schwarz-weiß gehalten. So kommen die Opulenz oder auch die Details der Karten nur recht wenig zur Geltung.
520 Seiten – das ist (zu) viel Wissen und Information auf einmal? Natürlich ist es empfehlenswert, das Buch vom ersten bis zum letzten Kapitel zu lesen. Dann wiederum: Die Kapitel funktionieren nahezu unabhängig voneinander. Weshalb man sich genauso gut mit einzelnen Themen wie „Cholera und die Karte, die das Sterben beendete“, „London von A bis Z“ oder „Die Kartierung des Gehirns“ beschäftigen kann. Ganz nach Zeit, Lust und Laune.
Die sagenhaften Kong-Berge
Und was hat es nun mit den Bergen, die es nie gab, auf sich? Nur so viel sei verraten: Sie heißen Kong-Berge. Erstmals Ende des 18. Jahrhunderts erzählten Afrika-Karten von der gewaltigen West-Ost-Ausdehnung dieses Gebirges. Der Leser lernt, dass – solange nicht das Gegenteil bewiesen war – auch die Kartografie in Teilen immer eine Copy-Paste-Story war. Dass Kartografen manchmal einfach dem menschlichen Drang nachgaben, „weiße Flecken zu füllen“.
In welchem Zusammenhang auch immer: Wer Karten mag, der wird fasziniert sein von dieser Reise durch die Kartografie. Und wird zukünftig die eine oder andere Karten-Anekdote parat haben.
Das Buch „Karten!“ ist im Theiss Verlag erschienen. Umfang 520 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag. In jedem Buchladen oder beim Verlag für 29,95 Euro (D) zu bestellen.
Das Buch “Karten!” hat mir der Theiss Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.