Im Revier der Kletterkünstler
„Meine“ ersten Steinböcke? Draußen in den Bergen? – Ich habe sie bei meiner Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran gesehen: Am Seekogel, dem Hausberg der Memminger Hütte, lagen die imposanten Tiere in aller Seelenruhe in der Abendsonne im Gras. Wenige Meter vom Weg entfernt.
Seither kreuzen sich ihre und meine Wege immer wieder mal: Im Verwall, oberhalb des Schmalzgrubensees, vernahmen wir erst den Steinschlag und sahen wenig später einen Steinbock am Grat stehen. In den Allgäuer Alpen, am Heilbronner Weg, stolperten wir förmlich über mehrere Steinböcke. Am Gamsjoch im Karwendel räkelten sie sich in der Sonne. Wir sahen sie in den Berchtesgadener Alpen am Schneibstein; selbst eine 24-Stunden-Wanderung am Watzmann versüßte mir ein Steinbock.
Dieser Steinbock oberhalb vom Watzmannhaus war wohl „jener alte Steinbock, der es sogar schon ins Fernsehen geschafft hat“, wie Andreas Wiesinger in seinem Buch „Wanderungen zu den Steinböcken“ schreibt.
Durch das Buch blätternd denke ich also an einige eigene Touren. Touren, bei denen – oft völlig überraschend – plötzlich alles andere zur Nebensächlichkeit wurde und nicht zuletzt unsere Steinbock-Sichtungen in besonderer Erinnerung geblieben sind.
Ein Buch – (wie) ein Blog
Von genau dieser Steinbock-Faszination erzählt das Buch von Andreas Wiesinger. Fast scheint es, als könne es genauso gut ein Blog sein.
Denn neben den sachlichen Infos zu Tour-Charakter und Übernachtungsmöglichkeiten sowie zu den besten Chancen für Steinbock-Sichtungen sind es vor allem die persönlich gehaltenen Geschichten, die den charmanten Charakter des Buches ausmachen.
Jeder, der in der freien Wildbahn schon das Glück hatte, Steinböcke zu sehen, wird auch verstehen, dass nicht bei jeder Sichtung die Fotos (die man garantiert versucht ist zu machen) gleich gut sind. Und so lässt sich durchaus über das eine nicht ganz optimale oder einfach etwas zu stark vergrößerte Bild im Buch hinwegsehen.
Ist es heikel, ein Buch über Steinbock-Wanderungen zu schreiben? – Auch mir ist der Gedanke „Die Steinböcke wären ohne dieses Buch in Zukunft glücklicher“ zunächst durch den Kopf geschossen, als ich auf das Buchprojekt aufmerksam wurde.
Aber ich denke, das lässt sich differenzierter sehen. Zum einen gibt es auch in anderen Büchern und im Internet deutliche Hinweise auf mögliche Steinbock-Sichtungen. Zum anderen gibt’s im Buch zusammengefasst wichtige Verhaltensregeln für den Fall, dass man das Glück hat, in die Nähe von Steinböcken zu gelangen. Nicht zuletzt sind für die „Massen“ Steinböcke eh oft außer Reichweite, denn das natürliche Habitat ist deutlich alpiner Natur. Und nur in den seltensten Fällen lassen sich die Tiere derart direkt von der gemütlichen Terrasse einer einfach erreichbaren Hütte beobachten wie auf der Tutzinger Hütte an der Benediktenwand.
Das Buch ist quasi ein „Muss“ für jeden, der gerne in den Bergen unterwegs und der Faszination Steinbock erlegen ist.
Gut zu wissen: In Kürze, zum Welttag des Buches am 23. April, verlose ich übrigens zwei Exemplare des Buches. Einfach wieder im Blog vorbeischauen und an dieser Stelle weiterlesen.
Das Buch „Wanderungen zu den Steinböcken“ von Andreas Wiesinger ist im Verlag Frischluft Edition erschienen. Umfang 160 Seiten, broschiert. In jedem Buchladen oder beim Verlag für 20,95 Euro (D) zu bestellen. ISBN: 978–3–945419–03–8.
Das Buch “Wanderungen zu den Steinböcken” hat mir der Verlag Frischluft Edition als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.