Fünf Hütten-Edelweiß für das Heinrich-Schwaiger-Haus
Auch wenn das Jahr noch nicht ganz vorbei ist, so wage ich, meine persönliche „Berghütte 2013“ zu küren. Dafür gibt’s weder einen schicken Pokal noch ein hochdotiertes Preisgeld. Die Ehre muss genügen. Und es ist unumstößlich: Das Heinrich-Schwaiger-Haus.
Der Zufall wollte es, dass ich in diesem Jahr sogar zwei Mal die Gelegenheit hatte, dorthinauf zu steigen. Das Heinrich-Schwaiger-Haus befindet sich in der Glocknergruppe, auf der nördlichen, Salzburger Seite vom Nationalpark Hohe Tauern. Nach einer Generalsanierung hat in diesem Jahr Hüttenwirt Stefan die Pacht übernommen.
Und mit welch Enthusiasmus: Ich kann mich nicht erinnern, je so hervorragend auf einer Alpenvereinshütte gespeist zu haben. Egal ob Pfannkuchensuppe, Rippchen (!), oder phänomenale Panna Cotta mit Brombeersauce. – Frische ist das oberste Gebot in dieser Küche.
Selbst als die Hütte bis unter’s Dach voll ist, ist das Team herzlich und zum Scherzen aufgelegt. Wenn alle im Haus dann irgendwann die Lager aufsuchen und in einen tiefen, zufriedenen Schlaf fallen, liegt auch hinter dem Team ein langer Tag. Der aber nicht zu Ende geht, ohne zuvor noch frisches Brot für das exzellente Frühstücksbüffet zu backen, das am nächsten Morgen wunderbar duftet.
Die Freude im Umgang mit Gästen und mit dem Essen kann Vorbild sein für manchen Pächter weiter unten im Tal. Für die kleine, feine Speisekarte auf 2.802m ist nicht immer klar, wie es all diese frischen Leckereien auf den Berg schaffen. Die Nachfrage ergibt: Bier und andere haltbare Grundzutaten werden mit dem Helikopter hinaufgeflogen; die Seilbahn wurde bereits 2010 demontiert. Frisches aber, bis hin zur Cocktailtomate, wird regelmäßig mit eigener Muskelkraft den Berg raufgeschleppt. Das gibt stramme Waden, denn vom Mooserboden sind es steile, teils leicht ausgesetzte 700 Meter.
Überhaupt: Die Lage! Auf einer Aussichtskanzel hoch über dem Stausee Mooserboden thront die Hütte. Das Bergleuchten, das ich hier bei einem sommerlichen Sonnenuntergang erleben darf, sucht seinesgleichen. Am nächsten Morgen dann ein ebenso intensives Leuchten der Gletscher oberhalb der Hütte.
Die meisten Hüttenbesucher zieht es denn auch in Richtung der Eises – auf Hochtour zum Großen Wiesbachhorn, zum Hinteren Bratschenkopf oder zur Klockerin. Nicht zuletzt wegen der viertägigen „Tauerntour“, die von der DAV-Sektion München-Oberland beworben wird, finden aber immer wieder auch Bergsteiger, die es nicht auf Eis und Schnee abgesehen haben, hierhin. Zugegeben, ein bisschen „gewollt“ ist die Routenführung der Tauerntour über das Heinrich-Schwaiger-Haus schon, aber jeder einzelne Höhenmeter ist es Wert gegangen zu werden. Auch wenn man die gewonnenen Meter am nächsten Morgen sogleich wieder verliert. Vorsicht walten lassen sollte man in jedem Fall bei verschneitem bzw. vereistem Weg: Einige plattige Passagen unterhalb der Hütte können dann trotz der neuen Seilversicherungen durchaus heikel sein.
Statt Hotel-Sternen also fünf Hütten-Edelweiß für das Team vom Heinrich-Schwaiger-Haus. Weiter so!