Mit dem Rad auf Fotosafari in der Holledau
Bayern ohne Bier scheint genauso undenkbar wie die Holledau ohne Hopfen. – Auf einer Radl-Fotosafari bin ich beiden auf die Spur kommen. Und auf den Geschmack. Ich habe mich dazu im Frühsommer aufs Rad geschwungen und nun im August nochmals die Holledau besucht.
Die bayerischste aller Pflanzen wird im Herzen Bayerns im ganz großen Maßstab angebaut: Schon aus der Ferne ragen die Gerüste, an denen der Hopfen emporklettert, wie mächtige Mikado-Meisterwerke in den Himmel. Zwischen üblicherweise sieben Meter hohen Holz- oder Betonstangen ist ein Drahtgeflåecht gespannt, an dem von April bis August die Hopfenreben gen Himmel ranken.
Zu Beginn der Saison wirkten die Hopfenfelder filigran. Nun, im August und kurz vor der Ernte, bildet der Hopfen große, grüne Mauern. Bei genauerem Hinsehen lassen sich dann viele Details ausmachen; wie die kleinen Klimmhäkchen des Hopfens, mit denen er sich an den Drähten hochwindet. Apropos: An und für sich ließe sich dem Hopfen auch gleich beim Wachsen zuschauen, denn bis zu 30 Zentimeter Wuchshöhe pro Tag sind für die Pflanzen ohne weiteres drin.
Um ein wenig auf Tuchfühlung mit dem Hopfen zu gehen, habe ich die Holledau ab Pfaffenhofen auf einer rund 50 Kilometer kurzen Radltour erkundet. Das praktische daran: Verschiedene Ausgangs- und Zielpunkte liegen an der Bahnstrecke München-Ingolstadt mit regelmäßigen Verbindungen und damit ließe sich die Runde auch einkürzen auf etwa 30 Kilometer.
Die ausführliche Variante geht so:
In Pfaffenhofen den Ilmtalradweg suchen und diesen ganz gemütlich die ersten zehn Kilometer hinunterrollen. Am Bahnhof Rohrbach dann abbiegen, die Bahnhofsstraße an den östlichen Ortsrand nehmen und über die Kreuzung in den Feldweg hinein.
Dort ist der Radlweg nach Wolnzach ausgeschildert. Ein erster Höhepunkt und besonders fotogener Ort ist das Dörflein Lohwinden, in dem die Hopfenpflanzen im Sommer die kleine katholische Wallfahrtskirche zu überragen scheinen. Kurz hinter dem Dorf macht man (erstmals) Bekanntschaft mit den Hügeln der Holledau – es geht für ein paar Meter bergauf, nur um diese Höhenmeter alsbald Richtung Wolnzach wieder hinabzusausen.
Wolnzach ist das Herz der Holledau, dessen Marktplatz anzusehen ist, dass einst mit dem Hopfenanbau auch der Wohlstand in die Gegend kam. Ein Stopp am Marktplatz ist hübsch und im Eck-Café schmeckt der Cappuccino mit Blick auf die Marktstandl und die Hausfassaden. Ein paar Meter weiter geht es in das Deutsche Hopfenmuseum; für den Besuch dort darf man sich durchaus eine gute Stunde einplanen, wenn man Lust auf zumindest ein paar ausgewählte Hintergrundinfo hat. Ausserdem ist eine Vielzahl alter Gerätschaften und Maschinen ausgestellt.
Entlang kleiner, ruhiger Landstraßen folgt man dann von Wolnzach bis Schweitenkirchen der hervorragenden Ausschilderung der „Hopfentour – Spange 5“, eine Abkürzung des Fernradwegs „Hallertauer Hopfentour“, dessen Hauptroute in Schweitenkirchen wieder erreicht wird. Dort etwas Obacht geben bei der Wegfindung, und weiter, den Hopfentour-Wegweisern folgend, über Niederthann und Entrischenbrunn nach Ilmmünster, wo es hinter der Brücke auf schnellem Wege links zum Bahnhof Reichertshausen gehen würde und wo die Runde enden könnte.
Ich hatte den Tipp bekommen, stattdessen noch mal fünf Kilometer in die Pedale zu treten und – weiter der Hopfentour folgend – nach Scheyern zu radeln. Denn im lauschigen Biergarten des dortigen Benediktinerklosters gibt es ganz frisches Klosterbier.
Die letzten fünf Kilometer von Scheyern zum Bahnhof Pfaffenhofen geht es dann gefühlt nur noch bergab.
Gut zu wissen
Hin & Weg: Bahn bis Pfaffenhofen, alternativ bis Rohrbach. Zurück ab Reichertshausen (oder, in der verlängerten Variante, die Runde schließen und wieder ab Pfaffenhofen die Bahn nehmen).
Beste Zeit zum Fotografieren: August, wenn der Hopfen kurz vor der Ernte steht. Dann ist alles übervoll mit Hopfendolden. Alternativ auch im Winter und im Frühsommer lohnend.
Kein Rad dabei, aber im Auto unterwegs?: Eine empfehlenswerte Alternative ist auch, direkt nach Wolnzach zu fahren und dem dortigen Hopfenlehrpfad zu folgen, den man bei der beschriebenen Radlrunde auch kurz streift. Steffi von Gipfelglück weiss mehr darüber.
Übrigens: Wem’s richtig taugt im hügeligen Auf und Ab – in der Region ist der Radweg „Hallertauer Hopfentour“ auf etwa 170 Kilometern ausgeschildert. Verschiedene Streckenführungen stehen zur Auswahl, unter anderem auch Quer-Abkürzungen, die sogenannten Spangen.