Außergewöhnlich wandern im Trentino
Schwer müssen sie nicht sein. Wenn mich jemand nach besonders außergewöhnlichen Wanderungen fragen würde, wären zwei Namen definitiv dabei: Angels Landing im Zion-Nationalpark in Utah/USA. Und die Strada delle 52 gallerie im Trentino, etwas östlich vom Gardasee und unweit von Rovereto.
Als ehemalige Militärstraße ist die Strada delle 52 gallerie ein Relikt des 1. Weltkriegs. Über sie sollte der Nachschub hinauf zum Pasubio sichergestellt werden, wo die Soldaten im Stellungskrieg lagen. Letztlich war der Krieg aber wenige Monate nach Fertigstellung der Straße beendet.
Die Strada delle 52 gallerie – die Straße der 52 Tunnel – führt von einem Parkplatz hinauf zum gut sechs Kilometer entfernte Rifugio Generale Achille Papa, einer Hütte des italienischen Alpenvereins. Dabei geht es etwa 700 Höhenmeter hinauf. Das Besondere: Die Straße führt durch 52 – namensgebende – Tunnel. Sie sind durchnummeriert, jeder Tunnel trägt zusätzlich einen Namen.
Die meisten der Tunnel sind zwischen zehn und 80 Meter lang. Die absoluten baulichen Highlights sind aber Tunnel 19 und Tunnel 20: Der eine, weil er mit 318 Metern, die wie in einer Acht geführt sind, der längste ist. Der andere, weil er in den Berg hineinführt und sich dann ähnlich eines Korkenziehers hinaufwindet. Nur um nach vier Windungen wieder ins Freie zu führen.
Wer sich jetzt fragt: Nein, schwindelig wird einem trotz der vielen Windungen weder in Nr. 19 noch in Nr. 20. Überall ist der Weg mindestens 2,20 Meter breit, in den Kurven gar drei Meter. Denn schließlich sollten Gefährte diesen Weg nutzen können.
Vier Tipps
Beleuchtung: In den Tunneln ist es so dunkel, dass es unbedingt ratsam ist, eine Kopf- oder Taschenlampe mitzunehmen. Es ist allerdings selten komplett dunkel, denn immer wieder gibt es kleine Sichtscharten oder größere Durchbrüche, durch die das Licht fällt.
Helm: Die meisten „Nur-Wanderer“ wirst Du ohne Helm sehen. Wer eh den Helm dabei hat, kann ihn aber am besten aufsetzen. So wie Türen in alten Häusern sind auch die hundert Jahre alten Tunnel heute für große Menschen hier und da etwas niedrig. Da heißt es aufpassen.
Laufrichtung: Generell wird als Laufrichtung „von unten nach oben“ empfohlen. – Das Laufen gestaltet sich hochwärts einfacher, oftmals ist es in den Tunneln feucht und auch ein wenig rutschig.
Kombination: Wer (bspw., weil er auf dem Sentiero della Pace unterwegs ist und) auf dem Rifugio Papa übernachtet hat, kann auf einem breiten Fahrweg nördlich der Strada delle 52 gallerie zum unteren Ausgangspunkt gelangen. Eventuell möchte man sowohl die Strada delle 52 gallerie mit dem darüber verlaufenden Cinque-Cime-Klettersteig (B) kombinieren. Das geht natürlich – empfehlenswert ist dann ein zeitiger Aufbruch hinunter über die Militärstraße und wieder hinauf über den Klettersteig. Falls das Wetter umschlägt oder bei anderen Gründen, lässt sich an mehreren Stellen vom Klettersteig absteigen.