Elche im Bayerischen Wald
Luchse. Einzelne Wölfe. Aber Elche? – „Ja, seit einigen Jahren gibt’s auch Elche im Bayerischen Wald“, erzählt der Nationalpark-Ranger, der uns durch das Urwaldgebiet Mittelsteighütte führt.
Es ist Ende Dezember, der Altschnee auf den Waldwegen ist vereist und lässt die Gästegruppe mehr tänzeln denn laufen. Weiter unten hängt der Winternebel zäh und dick zwischen den Bäumen. Doch hier, in Zwieslerwaldhaus sind wir auf 700 hoch genug: Die Sonne piekst durch das Wintergrau.
Es sind vor allem einzelne Tiere, die seit einigen Jahren immer wieder im Bayerischen Wald gesichtet werden. Aus Skandinavien kommen sie hierher, über Osteuropa und den Šumava-Nationalpark, der auf tschechischer Seite an den Bergkamm angrenzt. Im Herbst 2013 dann, erstmals seit Jahrzehnten, wird gar ein Elch-Paar fotografiert. Eine kleine Sensation.
Elche im Bayerischen Wald. – Vor knapp einem halben Jahrhundert träumte ein 16-jähriges Mädchen genau davon: So wie viele Menschen war Maria Hies fasziniert von großen Tieren in freier Wildbahn. Zur Eröffnung des Nationalparks Bayerischer Wald nahm sie an einem Malwettbewerb teil. – Und gewann mit ihrem Elchbild. Sie stellte sich vor, dass es eines Tages im Bayerischen Wald wieder Elche geben könne …
Ein Schlaraffenland für Käfer und Pilze
„Natur Natur sein lassen“ ist die übergeordnete Nationalpark-Philosophie. In den Urwald-Gebieten im Nationalpark kann man sich anschauen, was das bedeutet. Auf den ersten Blick sieht es im Urwaldgebiet Mittelsteighütte recht unspektakulär aus: Mächtige Tannen, Buchen und Fichten stehen hier. Zwischendrin immer wieder auch umgefallene Bäume, schon längst mit Moos bewachsen. Sie modern vor sich hin. Doch genau dieses Totholz macht den Urwald zu dem, was er ist: Ein Schlaraffenland für seltene Käfer und Pilze.
Auch die Wildsichtungen der letzten Jahre sind in ein Ergebnis jahrzehntelanger Schutzbemühungen um die Hochwälder und andere ökologisch wertvolle Gebiete wie Hochmoore und Hochweiden, die sogenannten Schachten.
Ein- und Ausblicke
Wer – beispielsweise an einem regnerischen Tag – indoor mehr über den Nationalpark erfahren möchte, der fährt am besten zum Nationalparkzentrum Lusen: Im dortigen Besucherzentrum, dem Hans-Eisenmann-Haus, erzählt die kostenlose Ausstellung „Wege in die Natur“ die Geschichte des ältesten deutschen Nationalparks. Besonders empfehlenswert und unter einem gemeinsamen Dach: Direkt neben der Ausstellung – und über eine großen Treppe mit dem Café Eisenmann verbunden – gibt es eine kleine, gemütliche Bibliothek. Ringsum volle Regale. In der Mitte weiche Sitzmöbel, in die sich nicht nur Kinder gerne mit einem Buch lümmeln.
Im Penthouse der Tannen
Apropos Kinder, sie sollen und wollen ja wohl immer an die frische Luft. – Direkt nebenan gibt’s noch den Baumwipfelpfad zu entdecken. Der ist nicht gleich „das große Abenteuer“. Aber irgendwie doch: Vor allem der Nachwuchs hat seinen Spaß an den verschiedenen Erlebnisstationen mit Balancierbalken oder Seil- und Wackelbrücken. Später, im Baumturm, auf einer Höhe von 44 Metern, verschlägt es dann auch manch Erwachsenem den Atem: Wo sonst kommt man schon mal in die Gelegenheit, die Welt aus der luftigen Sicht einer uralten Tannenspitze und ihrer Bewohner zu betrachten?