Auf dem Radlring München
Es gibt ja doch welche, die sich bei solchem Wetter auf’s Rad setzen“, stellte mit etwas Erstaunen der Bäcker in Haar fest. Es war später Vormittag oder früher Mittag. Ganz genau wußte ich das nicht, denn ich hatte nicht auf die Uhr geschaut. In jedem Fall war es so spät, dass der Bäcker gerade sein Tagwerk beendet hatte, als wir uns an dem kleinen runden Tisch vor dem Ladenfenster an unseren Cappuccini wärmten.
Punkt sieben waren wir aufs Rad gestiegen, um München zu umrunden. Es war kühler als gedacht. Und mit immer wieder feinsten Nieselschwaden war es auch feuchter als gedacht. Nach einigen Stunden im Sattel erschien es daher nur zu konsequent, etwas Warmes zu trinken. Außerdem hatten wir an dieser Bäckerei auch schon drei Jahre zuvor gehalten, als wir das erste Mal den Radlring München abgefahren waren. Damals verteilten wir die Strecke auf zwei Tage. Heute wollten wir erfahren wie es sei, die Strecke an einem Tag zu radeln.
Betont schnell würde das nicht werden. Zum einen ist die Wegfindung dazu viel zu kleinteilig. Zum anderen würde es immer wieder auch Fotostopps geben. Und eben eine Cappuccinopause.
Gewissermaßen gliedert sich die Welt der Radelnden ja in die der Espresso- und die der Cappuccinotrinkenden. Und während es sich letztere bei einer Bikepause gerade erst einigermaßen gemütlich machen, sitzen erstere schon längst wieder im Sattel und sind auf und davon. Soweit der Stereotyp.
Ein anderer, eingangs angesprochener Stereotyp ist der der Gutwetter- und der Schlechtwetter-Radler. Aber das ist eine andere Geschichte. – Jedenfalls fing sich kurz nach unserer Cappuccinopause das Wetter, die Sonne kam durch und dankbar um die zwei, drei extra Grad strampelten wir in den nächsten Stunden auch noch die restlichen drei Viertel der Strecke rund um die Stadt.