Münchner Momente

Endlich Schnee in München

… und endlich auch in bunt

Endlich! Schnee! In München! Passend zum heutigen Weltschneemanntag (ja, auch den gibt’s wirklich seit ein paar Jahren) noch’n rosaroter Schneemann.

Seit einiger Zeit schon stehen auf der Südwiese der Alten Pinakothek drei Schneekanonen. Der Südtiroler Künstler Philipp Messner hat sie aufgebaut. Ursprünglich hätte das Kunsthappening „Clouds. Endlich Schnee in München“ schon zeitiger losgehen sollen. Doch die Schneekanonen waren zum Nichtstun verdammt. Es war schlichtweg zu warm.

Ironie der Natur

Philipp Messner hat für sein Kunstprojekt die gleichen Schneekanonen genutzt, die auch in den Bergen für Schnee sorgen. Für gewöhnlich sollen die ja den Schnee auf die Pisten bringen, falls es gerade nicht genügend vom Himmel schneit.

Es war dann wohl ein kleines Schnippchen der Natur, dass ab Freitagnacht die idealen Bedingungen für Naturschnee waren, die Kunstschneeproduktion aber erst verzögert einsetzen konnte.

Der Winter ist bunt

Heute nun hieß es: Wasser Marsch! Mehrere Stunden bliesen die Kanonen das mit Lebensmittelfarbe versetzte Wasser in die Luft. Herab rieselte Schnee. Dutzende zückten ihre Smartphones und fotografierten die bunte Wiese. Kinder und Hunde tollten in dem Gelb, Blau und Rot herum. Ein Schneemann stand stoisch mittendrin.

Keine Frage – das Projekt war heute witzig anzuschauen. Besonders aus der Ferne hatte es außerdem etwas Faszinierendes, die ringsum stehenden Bäume zu sehen. Auf ihnen Schnee, der seltsam bläulich-grün zu leuchten schien. Das Auge suchte eine indirekte Lichtquelle. Dort, wo es keine gab.

Trotz aller Faszination: Das Projekt rief bei mir eher negative Assoziationen hervor und hinterließ damit ein schales Gefühl. Auch wenn das vielleicht so gar nicht beabsichtigt war. Das bunte Spektakel in der Stadt zeigt, was in den Bergen vielerorts an der Schneekanonen-Tagesordnung ist und was für uns ganz wunderbar, normal und natürlich erscheint.

Bunter Schichtschnee aka Küchenschwamm
Bunter Schichtschnee aka Küchenschwamm

Schneeschollen statt Schnee-Powder

Ob man wollte oder nicht – wer dem Treiben auf der Wiese heute aus der Nähe zuschauen mochte, der bekam früher oder später eine Ladung gefärbten Schnee ab, denn der Wind zwischen den drei Schneekanonen drehte immer wieder.

Nun ließ sich der Kunstschnee nicht einfach abschütteln. Er verfing sich im Stoff, verklumpte hässlich, in meinem Fall blau. Erst mit dem Handschuh, dann mit der bloßen Hand versuchte ich den Schnee wegzuwischen. Resultat: Meine Hände verfärbten sich blau. Es war – okay, dunkle Gedanken und ich bin froh, nicht in der roten Schneewolke gelandet zu sein – als klebte an meinen Händen das blaue Blut, der Dreck einer Winterindustrie – die mit einem Naturerlebnis nur noch im Entferntesten zu tun hat.

Das alles ist ein Winterzauber, den wir uns über die Jahre immer perfekter zurechtgebastelt haben. Vor zwanzig Jahren stand hier und da eine Schneekanone, um das eine oder andere braune Loch in der Piste auszubessern. Inzwischen scheinen wir maßlos geworden.

Der Winter ist sicher! – Sicher?

Auf Knopfdruck Schnee
Auf Knopfdruck Schnee

Wir meinen, die Natur nicht mehr zu brauchen. Wenn die Landschaft weiß sein soll, lassen wir es auf Knopfdruck eben ein wenig schneien. In Haufen. Oder in Bändern.

Wir meinen, Schnee sei Schnee. Doch der Kunstschnee ist hart und innerhalb kürzester Zeit verharscht. Am Berg genauso wie in München. Auf der Kunstschnee-Wiese hat man keine Chance auf schönsten Schneepulver, durch den man ausgelassen laufen, in den man sich fallen lassen möchte.

Am Berg ist alles gut für uns, solange wir nur ein dünnes weißes Band namens Skipiste durch die braune Landschaft ringsum ziehen können. Nur hin und wieder braucht’s nen Aufreger. Wie Anfang Januar zum Beispiel, als dieses Video aus dem österreichischen Brixental online gestellt wurde und ein kollektiver Aufschrei durch die Netz-Community ging.

Vielleicht müssten wir mal sämtliche Schneekanonen in den Bergen für ein paar Tage im Gelb-, Rot- und Blau-Modus fahren. Mal schauen, wie wir naturbegeisterten Wintersportler auf diese prächtige Winterlandschaft reagieren. Vielleicht wäre ein nächster Aufschrei vorprogrammiert. Vielleicht fänden wir’s auch einfach nur wunderbar. Hauptsache endlich Schnee in den Bergen!

Außerdem:

Auch Uli von auf-den-berg.de hat sich Clouds angeschaut. Auch wenn er sich an die Mahnung Don’t eat yellow snow! erinnert – er hat ziemlich atmosphärische Fotos mitgebracht. Peter vom Stadtrandblog München war bei der Projektvorstellung dabei.

Snow Future heißt ein Veranstaltungs-Programm der Eres-Stiftung in München. Vom 27. Januar bis 23. April 2016 gibt es dort eine Ausstellung und mehrere Vorträge rund um die Sehnsuchtslandschaft Alpen.

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