Eine Wald- und Wiesenwanderung über den Jexhof
Gelegentlich sind es die kleinen Unternehmungen, die besonders überraschend daherkommen. Statt großer Pläne einfach rein in die S-Bahn, ein kleines Stück fahren. Bis sich von jetzt auf gleich ankündigt: hier ist schon „draußen“, weit vor den Toren der Stadt. Sofort beim Aussteigen aus der S-Bahn ist es zu bemerken – die Temperaturen sind um zwei, drei Grad kühler als noch beim Einstieg in der Innenstadt. Die Häuser weniger eng gebaut, der Himmel weit.
Abenteuer im Wirtschaftswald
Wir steigen an diesem Vormittag in Weßling aus. Statt zu einer kleinen Seenrunde nach Süden einzuschwenken, verlassen wir die Bahnhofsunterführung in nördliche Richtung. Kurz die Karte in der Navigations-App konsultiert: ein Mal links, zwei Mal rechts und schon sind paar Häuser am Ortsrand hinter uns gelassen und wir stehen im Wald. Wir finden uns bald auf einem Nebenweg wieder: zerfurcht von den großen Reifen eines Traktors, in den Spuren steht der Regen der vorangegangenen Tage. Alles ist aufgeweicht und morastig. Offensichtlich passiert das an dieser Stelle immer wieder, denn schon längst ist ein Trampfelpfad entstanden, der in weitem Bogen ringsum führt.
Fast ist mir ein wenig abenteuerlich zumute, hier in diesem vollkommen durchschnittlichen Wirtschaftswald. Ein paar Stunden später soll das abermals passieren. Dann nämlich, wenn wir unseren Weg etwas zu nah an der Amper suchen, zumindest für die Jahreszeit: Schilf, Kletten, Brennnesseln überwuchern unseren Pfad. Schneiden sich in unsere kurzbehosten Beine, haften sich dumpf um die Fußknöchel, lassen die Oberschenkel schmerzen. Nur, um irgendwann festzustellen, dass wir auf einer Landzunge zwischen dem Fluss und einem kleinen Zulauf gelandet sind. Wieder zurück? Dann lieber die Schuhe aus und kurz durch das schmale, zufließende Nass gewatet.
Die Landschaft ringsum gibt sich in sommerlich üppigen Grüntönen, wie sie nur nach ständigen, ausgiebigen Regenfällen zu sehen sind. Dazwischen hier und da ein Gerstenfeld, das sich gerade schon ein hochsommerlich gelbes Kleid anlegt. Faszinierend: das im Wald versteckte Wildmoos, eine kleine Moorfläche, auf der in der Vergangenheit Torf abgebaut wurde und die heute unter Naturschutz steht.
Auf dem Jexhof
Diese kleine Auszeit im Grünen wird so richtig rund durch einen Besuch des Jexhofs, einem Einödhof, der auf einer Lichtung mitten im Wald steht. Die einstige Schwaige des Kloster Fürstenfeldbruck wurde bis in die frühen 1980er-Jahre landwirtschaftlich genutzt, seit 1987 fungiert das Gebäudeensemble als Bauernhofmuseum des Landkreises Fürstenfeldbruck.
Wir sind froh um die kleine Gaststube, in der wir uns bei vorzüglichen, deftigen Spinatknödeln und einem dick mit Butter beschmierten Schnittlauchbrot aufwärmen können. – Den angekündigten Temperatursturz hatten wir nicht ganz für voll genommen. Noch einen Cappuccino … und schon kann es losgehen mit dem Erkunden des Hofes:
Tenne und Getreidestadel, Backhaus und Hasenstall; das Wohnhaus mit seinen niedrigen Decken und vielen Zimmern mit Betten für die Familie, Knechte und Mägde. Die wenigen Verzierungen auf dem Hof sind schlicht und auf ihre Art wirkungsvoll: verschiedenfarbige Ornamentbordüren in den Räumen, ein in schönster Blüte stehender Ziergarten vor den kleinen Fenstern des Hauses.
Der Dachboden des ehemaligen Stalles dient als Ausstellungsraum. Als wir da sind, verwebt sich die regionale Geschichte des Kinos bis zum Siegeszug des Fernsehens in der Ausstellung „Lichtspiele“. Ein kleines, wunderbares Highlight des Tages.
Und klar ist: ich werde zurückkehren. Vielleicht schon bald. Oder zu einer anderen Jahreszeit, auf anderen Wegen.