Italien Vermischtes

Piemonteser Nusskuchen 

Herbstmorgen bei Bossolasco

Süßes Mitbringsel einer italienischen Wanderung

Torta di nocciole. – Bei unserer einwöchigen Wanderung durch die Langhe war dieser Nusskuchen nahezu jeden Morgen ganz selbstverständlich Teil unseres Frühstücksbüffets. Denn im Hügelland der Langhe gedeihen nicht nur Trauben für hervorragende Weine, sondern hier wachsen auch die aromatischen Piemonteser Haselnüsse.  

Als Tonda gentile, die freundliche Runde, ist die besondere Haselnusssorte aus dem Piemont auch bekannt. Sie profitiert vom milden Klima, das die Nüsse groß und prächtig gerundet heranwachsen lässt. Sorgsam geröstet, sind die Haselnüsse ein köstlicher Snack. Oder eben die wichtigste Zutat für einen traditionellen Piemonteser Nusskuchen. 

Als uns in einem Agriturismo bei Bossolasco unser Gastgeber Riccardo den schmackhaftesten Haselnusskuchen auftischt, den ich bis dato probieren durfte, frage ich nach dem Rezept. Es sei ganz einfach, meint er, denn man braucht gerade mal drei Zutaten: 

Torta di nocciole

  • 300g Haselnüsse (geröstet) 
  • 300g Zucker
  • 6 Eier
Gleich mal aufschreiben ...

Damit macht man folgendes: 

  • Die Eier trennen; das Eiweiß steif schlagen und zur Seite stellen. 
  • Die Haselnüsse grob mahlen. 
  • Eine Kuchenform fetten.
  • Eigelb und Zucker verrühren. 
  • Die Haselnüsse untermengen, bis man eine glatte Masse hat. 
  • Zum Schluss den Eischnee behutsam unterheben, so dass alles schön luftig bleibt.  
  • Die Masse in die Kuchenform geben.
  • Im Ofen bei 180 Grad (Ober- und Unterhitze) etwa 30–40 Minuten backen. 
  • Abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben. 

Riccardos Agriturismo ist von Haselnusshängen umgeben, die er bewirtschaftet. Während wir uns weiter vom betörenden Duft und Geschmack des Kuchens durch unser Frühstück tragen lassen, verschwindet er nach draußen. Nur, um wenig später wieder an an unseren Tisch zu treten und mir eine kleine Packung Nüsse zu überreichen. 

Klar, dass wir diese nicht einfach auf der Wanderung gesnackt haben, sondern ich später noch ein paar Nüsse dazukaufte, die von drei Hügeln weiter stammten, und das Rezept alsbald zu Hause nachbuk. 

Alles, was es für einen köstlichen Kuchen braucht: Eier, Zucker, Haselnüsse.
Alles, was es für einen köstlichen Kuchen braucht: Eier, Zucker, Haselnüsse.

Tipp: 

Der Kuchen schmeckt mit Piemonteser Haselnüssen wirklich köstlich. Sind die gerade nicht zur Hand oder schlichtweg zu preisinteniv, lässt sich der Kuchen auch mit anderen Haselnüssen backen. Das wichtigste ist: um ihr Aroma zu entfalten, sollten sie geröstet sein. Während in Italien oder auch beispielsweise Spanien ziemlich problemlos geröstete Haselnüsse zu kaufen sind, bekommt man sie in Deutschland oft nur ungeröstet. In diesem Fall einfach daheim die ganzen Haselnüsse in eine Pfanne geben (oder auf ein Blech und in den Backofen) und eine Weile rösten, bis sich der Duft in der ganzen Küche breit macht.  

Besser als Cappuccino oder Espresso überlässt grüner oder weißer Tee dem Nusskuchen die ganze Bühne.
Besser als Cappuccino oder Espresso überlässt grüner oder weißer Tee dem Nusskuchen die ganze Bühne.

Die Sache mit der Tradition 

Heute geht der Piemonteser Nusskuchen schnell als „typisch“ und „traditionell“ für die Region durch. Ist er auch, allerdings mit einer deutlich kürzeren Tradition, als man im ersten Moment vielleicht meinen würde. 

Auf unserer Wanderung erklärte genau das auch eine Reihe von Infotafeln, als wir nach Cravanzana kamen. Das Dörfchen ist einer der unzähligen Orte der Oberen Langhe, die wie kleine Kronen auf nahezu jeden Hügel gepfropft sind. Hier, in der Alta Langa, wellen diese Hügel nicht mehr nur vor sich hin, wie in der Bassa Langa, der Unteren Langhe. Vielmehr schicken sie sich an, richtiggehend Berge zu werden, von denen einige sogar fast an der Neunhundert-Meter-Marke kratzen. 

Wie in vielen Landstrichen abseits größerer Städte war der Speiseplan der Menschen in der Oberen Langhe lange Zeit zumeist recht karg, genauso wie das Leben selbst. Ein wenig verfeinern oder zumindest nahrhafter machen konnte man die Mahlzeiten durch Esskastanien, die im Herbst reichlich zu finden waren. 

Hatte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Situation etwas verbessert, gingen bald auch aus der Oberen Langhe viele Menschen fort, um vergleichsweise gut bezahlte Arbeit in den neu entstandenen Industrieunternehmen zu finden, vor allem in Turin. Einigermaßen gestoppt werden konnte das Abwandern der Menschen erst, als eine Nussnougatcreme aus Alba international als Nutella zu einem Verkaufsschlager avancierte und dringend und viel Haselnüsse benötigt wurden. 

Herbst in den Haselnusshainen rund um Cravanzana.
Herbst in den Haselnusshainen rund um Cravanzana.

Statt abzuwandern, lernten nicht wenige junge Menschen nun, wie man aus Weiden und Feldern Haselnusshaine macht und wie man Sträucher hegt und pflegt, um eine gute Ernte einzufahren.

Noch immer geht ein nicht zu unterschätzender Teil davon in die großvolumige Lebensmittelindustrie. Ein Mehr an Genuss versprechen aber Besuche in den unzähligen Bäckereien, Konditoreien und Cafés der Region, wo es zum guten Ton gehört, mit den lokalen Zutaten zu backen und aufs immer Neue die Auslagen mit köstlichsten, frischen Leckereien zu bestücken. Oder aber man übernachtet in einem sympathisch geführten Agriturismo. Siehe oben.  

Cravanzana, im Land der Haselnüsse.
Cravanzana, im Land der Haselnüsse.
Noch was: Fünf Fakten über die Haselnuss
  • Die fettreiche Haselnuss stand schon bei den Menschen der Steinzeit wie oben auf der gedanklichen Liste beliebter Nahrungsmittel, die sich in der Natur sammeln ließen.
  • Die Kelten verehrten den Haselnussstrauch als heilig.
  • Vom Haselnussholz, so hieß es über Jahrhunderte und Jahrtausende, gingen außergewöhnliche Zauberkräfte aus.
  • Gegabelte Haselzweige waren beliebt als Wünschelruten, um Quellen und Wasseradern, aber auch Bodenschätze aufzuspüren. Selbst beim Aufspüren von abhanden gekommenem Vieh sollten sie helfen.
  • In der Volksmedizin werden Haselnussblätter und -blüten bis heute gerne gegen allerlei Wehwehchen und Erkrankungen genutzt.

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